Rezension

Kann mal jemand die Tür schließen?

Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

Das Leben ist ein listiger Kater
von Marie-Sabine Roger

Bewertet mit 4 Sternen

Der schon etwas ältere Herr Jean- Pierre Fabre wacht nach einem Sturz in die Seine im Krankenhaus auf. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, wie es zu dem Sturz gekommen ist. Auf Grund seiner Verletzungen muss er allerdings vorerst im Krankenhaus bleiben und kann das Bett nicht verlassen. Obwohl seine Frau bereits vor einiger Zeit gestorben ist und er auch sonst keinen besonders guten Kontakt zu seinen Verwandten hat, kann sich der alte, mürrische Mann dennoch nicht alleine in seinem Zimmer erholen. Da ist zum Einen der Polizist, der versucht heraus zu finden wie es zu dem Unfall gekommen ist, Camille, der junge Student, der ihn aus der Seine gerettet hat und noch das dicke, 14jährige Mädchen Maeva. Und jeder von ihnen lässt sich den Kontakt zu Jean-Pierre nicht durch seine schlechte Laune vermiesen. Durch seine Besucher und deren Geschichten erhält der alte Herr die Gelegenheit über sein vergangenes Leben mit seiner Frau und über so manche Lebenseinstellung nachzudenken. Denn die junge Maeva, die immer kommt um sich seinen Laptop auszuleihen ist nicht dick, sondern schwanger und sein junger Lebensretter Camille versucht sich durch gelgentliche Prostitution seine Miete zu sichern.

Meine Meinung:
Die Autorin stellt ihren Protagonisten als alten, mürrischen Mann dar, der trotz seiner ruppigen Art eine gewisse Anziehungskraft auf seine Mitmenschen ausstrahlt. Gefallen hat mir seine zynische und ironische Art, mit der er über vergangene Erlebnisse und aktuelles Geschehen berichtet. Nachfolgende Textstelle aus dem Buch soll euch das verdeutlichen. 
"Mein Zimmer ist zu einem Salon geworden, in dem man sich zur Konversation trifft. Heute Morgen die Rotzgöre, die sich in Linguistik auskennt. Und heute Nachmittag der junge Polyp. Der alle zwei, drei Tage vorbei und unterhält sich mit mir über dies und das. Ich hätte ihn beinahe gefragt, warum er mich eigentlich besucht, aber dann habe ich es mir doch verkniffen. Ich möchte nicht, dass er darüber ins Grübeln gerät, es sich vielleicht anders überlegt und nicht mehr wiederkommt."
Obwohl er sich so genervt und auch manchmal ein wenig abfällig über seine Mitmenschen äußert, zeigt es doch welche Trauer und Einsamkeit sich  dahinter verbirgt. Eigentlich ist er ja über das Interesse, das ihm über seine Person entgegenschlägt, froh und freut sich, dass er sich mit jemanden unterhalten kann.
Weniger gefallen haben mir seine Schilderung über das Leben mit seiner Frau. Oft scheint er sich geweigert zu haben bestimmte Punkte, wie z.B. das Thema "Kinder" bei ihr an und mit ihr abzusprechen. Lieber hüllte er sich in Schweigen und blose Vermutungen um manche Angelenheiten nicht mit ihr besprechen zu müssen. Und am Ende bleibt er doch alleine und traurig zurück. Er schaffte es einfach nicht über seinen Schatten zu springen und über seine Gefühle zu sprechen.
Frau Roger lässt den Leser mit ihrem Erzählstil und den indirekten Äußerungen des Protagonisten Raum sich über die jeweiligen Situationen selbst seine Gedanken zu machen. Auch wenn die Geschichte einen ernsten Hintergrund über das Älterwerden und die oft damit einhergehende Einsamkheit hat, gelingt es der Autorin dennoch den Humor in ihrer Geschichte nicht zu kurz kommen zu lassen.

Fazit:
Ein Buch das mich neugierig auf weitere Bände der Autorin Marie-Sabine Roger macht.