Rezension

Ein alter Griesgram und das Leben ...

Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

Das Leben ist ein listiger Kater
von Marie-Sabine Roger

Bewertet mit 5 Sternen

Jean-Pierre wacht im Krankenhaus auf, eingegipst, bewegungsunfähig und er hat so gar keine Ahnung, wie er hier gelandet ist. Aber das Schrecklichste soll noch kommen, der zurückgezogene Einzelgänger, hat einfach nie seine Ruhe, das nervt ihn ganz gehörig. Alles fängt an mit der Zimmertür, die nie geschlossen wird und jeder in sein Zimmer starren kann. Dann bekommt er auch noch ständig Besuch von einem nervigen 14-jährigen Mädchen, die immer seinen Laptop klaut, um Facebook zu checken, den jungen Polizisten, der seinen Fall aufklären soll und bald nur noch zum Plaudern kommt. Tja und natürlich sein Retter, der junge Student, der ihn aus der Seine gefischt hat und nach seinen befinden fragen möchte. Dabei habe ich noch gar nicht die Helden in Weiß erwähnt, die Jean-Pierre den einen, oder anderen zynischen Kommentar entlocken. So hat er viel Zeit zum Nachdenken und Analysieren, lässt sich über sein vergangenes Leben aus und wird von seiner Umgebung zu einer neuen Ansicht angeregt. Ob aus dem mürrischen Jean-Pierre noch ein umgänglicher wird? Wird er sein Leben umstricken? Und auch andere daran teilhaben lassen?

Was für ein wunderbarer kleiner Buchschatz. Nun ich muss gestehen, mich hat dieses Buch zu allererst angezogen, weil ein Kater im Titel steht, ich bin da leider schwer vorbelastet. Des Weiteren habe ich schon ein Buch der Autorin gelesen und das hatte mir schon richtig gut gefallen, aber dieses fand ich noch besser. Dieser ältere Herr ist so ein richtig schön verschrobener, zynischer und nicht umgänglicher Charakter, der alles negativ und bis auf die Grundmauern analysiert. Ich fand seine Ansichten oft so trocken rübergebracht, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. So lässt er uns in seine Jugend schauen, sein Erwachsen werden, sein im Leben stehen und sein Lebensabend. Er vergleicht sein Leben mit dem jetzigen der Jugend und kommt sich oft verraten und verkauft vor, denn das Alter ist ja so lästig. Herrlich wird aber auch sein Krankenhausalltag beschrieben und ich fand das sehr treffend. Die Götter in Weiß, die den Patienten gar nicht so wahrnehmen, sondern nur ihrer Arbeit nachgehen. Die Schwestern, die trotz Zeitmangel versuchen ihren Patienten es so angenehm wie möglich zu machen und auch gern mal hinter die Fassade eines Menschen schauen können. Die Familie, die oft nicht weiß, was sie sagen soll und die oft obligatorische Besuche abstatten muss. Ich fand es einfach herrlich zu lesen, erfrischend anders und wundervoll unsere Gesellschaft wiedergebend, die Autorin hat da wirklich ein Auge für.
Hier hat Frau Roger wieder einmal eine bezaubernde Geschichte geschaffen, die einfach Spaß macht beim Lesen. Oft schaut man selbst auf seine eigene Erfahrungen und denkt, ja das kenn ich auch. Mit viel Gefühl, Humor, Menschenkenntnis, hat sie wieder eine Welt geschaffen, die einfach zeigt, dass wir uns doch alle nach Liebe, Freundschaft und Geborgenheit sehnen und das es dafür nie zu spät ist. Ein Buch was mir Mut macht und den Kampf für das Leben wieder aufnehmen lässt, denn die Welt kann doch bunt und schön sein, auch wenn uns das grau des Alltags vieles verschleiert.