Rezension

Ein Herzensbuch

Der Himmel ist hier weiter als anderswo -

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
von Valerie Pauling

Bewertet mit 5 Sternen

Seit ihr Ehemann eines plötzlichen Todes starb, ist die vierzigjährige Felicitas mit ihren vier Kindern Rasmus (15 Jahre), Rieke (14 Jahre), Martha (10 Jahre) und Golo (5 Jahre) auf sich allein gestellt. Da Jan während eines Konzerts, bei dem Fee mitwirkte, an einem Herzinfarkt starb, ist sie seitdem nicht mehr im Stande auf ihrer Geige zu spielen. Stattdessen versucht sie ihre Familie und sich mit Musikunterricht über Wasser zu halten. Doch als ihr die kleine Wohnung in Hannover gekündigt wird, sieht Fee sich gezwungen eine neue Bleibe zu suchen. Auf dem Alten Land wird sie fündig: Einen alten Gutshof kann sie dank der Lebensversicherung ihres Mannes kaufen. So ein alter Gutshof ist doch das reinste Paradies für die Kinder. Mit der Zeit stellt sich jedoch heraus, dass er ebenso renovierungsbedürftig wie schön ist. Doch der gutaussehende Jesko von Gegenüber kann als gelernter Tischler Fee etwas unter die Arme greifen. Aber auch Fee stellt mit Hilfe ihrer ältesten Tochter Rieke ein Café auf die Beine, das sowohl die Dorfbewohner als auch die Ausflügler aus Hamburg anzieht.

Das 130 Jahre alte Bauernhaus auf dem Alten Land, in dem Valerie Pauling mit ihrer Familie lebt, hat die Autorin zu ihrem Roman „Der Himmel ist hier weiter als anderswo“ inspiriert. Der alte Gutshof, das Leben auf dem Land, in einer Dorfgemeinschaft und das Alte Land an sich werden daher mit einer Authentizität geschildert, die den Leser mitreißt und träumen lässt. Gebannt und voller Anteilnahme folgt man dem alltäglichen Leben von Fee und ihren vier Kindern. Wir sehen zu, wie Fee das alte Gutshaus renoviert, den Garten jätet und umgräbt, ein Café unter freiem Himmel unter dem Namen „Jardin de menthe“ eröffnet und mithilfe ihrer Tochter Rieke leitet, die die Speisen und Getränke für die Speisekarte kreiert und einen Blog betreibt, der dem Café zu Popularität verhilft. Wir schauen zu, wie Rasmus langsam herausfindet, was er im Leben machen möchte; wie Rieke sich immer wieder in neue Unternehmungen stürzt; wie die naturbegeisterte Martha für ein Projekt in der unendlichen Weite der Natur recherchiert; und wie Golo sich mit der benachbarten Elisabeth anfreundet und alle Freuden, die das Leben auf dem Land mit sich bringt, zu nutzen weiß. Wir unternehmen Ausflüge mit Fee und Jesko – mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Segelboot – und lernen das Alte Land mit ihnen (besser) kennen. Wir sehen zu, wie sich Freundschaften entwickeln und auch das zarte Gefühl einer neuen Liebe langsam entsteht. Wir nehmen teil an Fees sich langsam vollziehendem Prozess der Trauerbewältigung und ihrer Rückkehr zur Musik. Und am Ende ist es, als ob wir selbst Teil der Geschichte wären. Teil einer herzerwärmenden und mutmachenden Geschichte. Einer Geschichte, die so alltäglich und doch so besonders ist, wie jede Geschichte, die mit Leidenschaft und Freude erzählt wird.

„Viel wichtiger aber war, dass sie wieder spielte. Täglich nahm sie ihre Geige zur Hand, es war als hätte sie die Musik neu entdeckt und die Musik sie, es war wie ein neues Leben.“