Rezension

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Ein historischer Roman zur Medizingeschichte - ein Must-Read!

Die Charité - Ulrike Schweikert

Die Charité
von Ulrike Schweikert

Bewertet mit 5 Sternen

Spoiler - Zitat

Es ist die Zeit um 1830 in Berlin. Dort befindet sich das bekannteste Krankenhaus, die Charité. Die Menschen in und um Berlin haben Angst, dass die Cholera sich auch hier ausbreitet. Die Grenzen zu Preußen hatte es schon erreicht. Am Spreekanal als auch anderswo herrschen unwürdige Zustände. Eine Kanalisation gab es nicht, so dass all der Unrat in die Gewässer floß.
Als erste Protagonbistin begegnet uns Martha Vogelsang, die Stadthebamme. Sie hatte einen guten Ruf und wurde auch zu den Leuten der besseren Gesellschaft in der Friedrichstadt gerufen. Sie sah die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Aufgrund eines Ereignis lernt sie den zweiten dirigierenden Chirurg der Charité, Dr. Johann Friedrich Dieffenbach, kennen.
Die nächste Protagonistin ist Elisabeth. Die junge Frau macht sich auf den Weg zu ihrer vier Jahre älteren Schwester Maria, die am Kanal wohnt. Diese war hochschwanger, und hatte gerade erfahren, dass ihr Mann, Soldat, bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Elisabeth teilt Maria mit, dass sie ab jetzt als Krankenwärterin in der Charité arbeite. Aufgrund des Cholerauausbruchs am Kanal wird dort alles unter Quarantäne gestellt. Niemand darf das Gebiet verlassen.
Zitat S. 23/24
Quarantäne, Ausnahmezustand, ein stetig anschwellendes Heer von Kranken, denen keiner helfen konnte, und dann von Toten, die man irgendwo hastig verscharren würde. …
Eine Welle aus Elend, Schmerzen und Tod war im Begriff, über Berlin hinwegzurollen, …

Verschiedene Charaktere, verschiedene Lebenswege mit sozialen Hintergründen, ein wirklich sehr unterhaltsamer und aufschlussreicher Roman. Er gibt intensiven Einblick in die Zustände der Krankenpflege der damaligen Zeit. Die sehr unterschiedlichen Geschichten der Protagonisten zeigen auf, dass auch damals schon Frauen sich gegen Konventionen auflehnten, ein eigenbestimmtes Leben führen zu wollen.
Ebenso war der Alltag in der Charité sehr genau und authentisch, bildhaft vorstellbar, beschrieben. Das dies möglich war, ist den intensiven Recherchen der Autorin zu verdanken.
Elisabeth, Martha und die Gräfin Ludivica von Bredow, unsere dritte Protagonistin, Charaktere, die beeindrucken. Und natürlich auch Dieffenbach. Es sind die Geschichten der Vergangenheit, dem Forschungsdrang gewisser Persönlichkeiten, dem starken Willen so mancher Frau, denen wir heute vieles zu verdanken haben.
Ich gehe nicht intensiver auf den Inhalt ein. Wer sich für diese Art historischer Romane interessiert, da kann ich nur sagen: Lest es!