Rezension

Ein Rausch der Gefühle

Warte auf mich - Philipp Andersen, Miriam Bach

Warte auf mich
von Philipp Andersen Miriam Bach

Alles fängt damit an, dass sich Miriam Bach und Philipp Andersen auf einer Verlagsfeier begegnen und sofort einander verfallen sind. Sie, fast, 40, Single und eine Schriftstellerin, die zwar bekannt, aber nicht berühmt ist, nahm ihn bisher nur als eingebildeten Autoren wahr, der in einer ganz anderen Welt lebt - in der Welt der schreibenden "High Society". Doch weit gefehlt, denn Philipp ist ein Mann, der tiefgründiger ist und der sich nun intensiv um die einsame Miriam bemüht. Dabei gibt es aber einen Haken: Er ist ein verheirateter Mann, noch dazu 17 Jahre älter und doch scheint die beiden ein unsichtbares Band aneinander zu ketten, sodass keiner mehr von dem anderen loskommt...

Das Buch ist in abwechselnden Kapiteln von Philipp und Miriam geschrieben. So spürt man die gesamte Gefühlswelt, die sich auf jeder Seite ausbreitet, das Auf und Ab, die positiven und negativen Gedanken und Ereignisse.
Ich fand es stimmig und interessant, vor allem weil man sich ständig Fragen stellte: Ist die Geschichte wirklich so passiert? Wie geht es mit den beiden weiter? Kann man wirklich so leben?
Manchmal war schon etwas Kitsch dabei, aber dies war kein Hinderungsgrund, am sprachlichen Stil zu zweifeln, denn die Worte, die hier gefunden und zu den Sätzen verschachtelt werden, sind ein wahrer Genuss.

"Als hätten wir in der Zeit verloren, was wir beide ineinander für ein paar wenige, wunderbare, kurze und zugleich ewige Augenblicke gefunden hatten: die Leichtigkeit des Seins, die es nur jenseits des Alltags gibt, wenn ein gütiger Gott den Atem anhält und alles Denken schweigt, und die nur solange bestehen kann, wie kein Bewusstsein zwischen das Erleben und das Empfinden tritt."

Einfach wunderbar!

In den Zeiten von Facebook oder WhatsApp durfte diese Art der Kommunikation natürlich nicht fehlen. Das macht es mehr als deutlich, in welchem Zeitalter wir uns bewegen. Sehr schön empfand ich die eingestreuten Songs, die zu der Handlung passend waren. Überhaupt drücken musikalische Untermalungen Empfindungen und Stimmungen sehr gut aus - da bedarf es nur der gesungenen Worte.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass es ein Buch, eine Geschichte ist, die zum Nachdenken anrührt. Und man kann zustimmen oder den Kopf schütteln, ob jegliche Entscheidungen richtig oder falsch waren.
Doch wie sagt man so schön? Manchmal spricht das Herz, und nicht der Verstand.

Und weil Oscar Wilde und sein Aufenthalt im Reading Erwähnung findet, möchte ich ihn gern zitieren:

„And the wild regrets, and the bloody sweats,
None knew so well as I:
For he who lives more lives than one
More deaths than one must die.“

Das verfasste er zu seinem Doppeleben, das er führte. Passend, oder?