Rezension

Eine authentische und außergewöhnliche Geschichte, die gleichzeitig so realistisch ist ...

Perfekt ist jetzt - Tim Tharp

Perfekt ist jetzt
von Tim Tharp

Bewertet mit 4.5 Sternen

Den Film "The Spectacular Now" kenne ich jetzt schon ein paar Monate und ich liebe ihn! Danach musste ich natürlich auch das Buch lesen, aber genau wie den Film, gab es das immer nur auf Englisch. Ein umso größerer Glückstreffer war es dann für mich zu sehen, dass der neue Magellan Verlag die Geschichte tatsächlich übersetzt hatte - umgehend landete das Buch auf meiner Wunschliste!
Besonders schön an der Aufmachung des Buchs ist der gerade Buchrücken, denn so liest sich das Buch viel weniger leicht schief und sieht immer noch komplett ungelesen aus. Das englische Cover mochte ich noch nie sonderlich, es zeigt den altbekannten Trinkbecher, den Sutter immer mit sich herumschleppt und in dem er seine Mischung aus 7UP und Whisky aufbewahrt. Sieht zwar nicht so schön aus wie das deutsche, hat leider aber doch noch mehr Zusammenhang zu bieten, als das Eis :p
"Perfekt ist jetzt" ist meiner Meinung nach bisher definitiv einzigartig. Die typisch klischeehafte Geschichte von wegen "Schüchternes Mädchen verliebt sich in super beliebten Schulschwarm, der sich warum auch immer für sie interessiert blabla" wird hier einmal aus der anderen Perspektive gezeigt. Sutter ist auf jeder Party eingeladen, er hat viele Freunde und schon einige hübsche Freundinnen gehabt, ihn mag einfach jeder. Im Gegensatz zu Aimee, die nur eine richtige Freundin hat und ihre Freizeit lieber mit Büchern verbringt als mit Alkohol und zudem auch noch super gut in der Schule ist. Demnach sieht das Buch auch erstmal aus, als wäre die Geschichte, die es mit sich trägt, sehr 0815 - wenn Sutter nicht wäre. Er ist ein ganz außergewöhnlicher Charakter, den ich so sehr in mein Herz geschlossen habe. Nicht jede seiner Handlungen konnte ich nachvollziehen, aber seine kleinen Ecken und Kanten haben ihn für mich geradezu realistisch wirken lassen. Außerdem war er nicht der perfekte, männliche Protagonist. Auf fast jeder Seite des Buchs hält er eine Dose Bier oder Whisky oder Wodka oder sonst was in der Hand und genau das mochte ich so sehr an der Geschichte. Das ein Hauptcharakter auch mal übers Ziel hinausschießen kann, Fehler machen kann, realistisch ist, ein ganz normaler Jugendlicher eben. 
Sutter legt in dem Buch eine unglaubliche Wandlung hin, aber bleibt bis zum Ende er selbst. Er verändert sein Verhalten, aber nicht seine grundlegende Haltung. Ich hatte immer das Gefühl, in ihm lesen zu können, wie in einem offenen Buch (ACHTUNG Wortspiel haha.) und das er sich einfach nicht verstellt, obwohl Aimee ihn doch irgendwie so sehr verändert. Schön fand ich auch, dass er derjenige war, der auf Aimee zugegangen ist und nicht andersrum und das sie ebenso wie er eine sehr starke Veränderung hingelegt hat. Beide haben sich durch ihre Liebe zueinander geändert, sind in sich drin aber doch immer sie selbst geblieben.
Das Ende hat mich etwas enttäuscht, denn es ist sehr offen geblieben. Es ist nicht das typische Happy End und lässt einem als Leser viel Freiraum. Ich habe mich auch mit einer anderen Bloggerin darüber unterhalten und in ihrer Fantasie ist die Geschichte ganz anders weitergegangen als in meiner. An sich mag ich in vielen Büchern diese offenen Enden, die einen zum Nachdenken anregen und wobei man sich ein eigenes Ende zurechtspinnen kann, bei diesem Buch hätte ich aber nie damit gerechnet. Denn wie bereits gesagt, habe ich den Film zuerst geguckt und dort war das Ende ein bisschen anders. Natürlich war das Buch zuerst da, aber ich hätte fest damit gerechnet, dass sie dem Buch am Ende treu bleiben und habe deshalb immer beim Lesen dagesessen und auf DAS Ende gewartet, dass ich schon kannte. Das nicht kam. War ein Fehler meinerseits, denn normalerweise bleibe ich treu der Regel "Erst das Buch, dann der Film".
An sich konnte ich das Buch sehr schnell lesen, wofür sicherlich die kurzen Kapitel und Sutters spritziger Erzählstil geführt haben. Es war, als ob er direkt neben mir sitzen und mir diese Geschichte erzählen würde.