Rezension

Eine schwache Umsetzung

Whisper Island - Sturmwarnung - Elizabeth George

Whisper Island - Sturmwarnung
von Elizabeth George

*Worum geht's?*
Becca King ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Eigentlich steckt hinter all dem dunklen Make-up die vierzehnjährige Hannah Armstrong, die eine besondere Gabe besitzt: Sie kann die Gedanken anderer Menschen hören! Diese Fähigkeit wird ihr jedoch zum Verhängnis, als sie erfährt, dass ihr Stiefvater in kriminellen Machenschaften verstrickt ist. Von nun an ist sie mit Laurel auf der Flucht vor ihm - und trägt den Namen Becca. Auf der Insel Whidbey Island soll sie Unterschlupf finden und sich unscheinbar verhalten, bis ihre Mutter einen sicheren Ausweg gefunden hat. Solang ist ein einfaches Wegwerfhandy, das sie nur im Notfall benutzen darf, Beccas einzige Möglichkeit, ihre Mutter Laurel zu erreichen. Zuerst scheint alles verhältnismäßig ruhig zu verlaufen: Becca findet eine Unterkunft, geht wieder zur Schule und freundet sich sogar mit Derrick an, dem beliebtesten Jungen auf der ganzen Highschool. Doch dann wird Derrick plötzlich schwer verletzt. Aus Panik nutzt Becca ihr Handy - und macht damit nicht nur die gesamte Insel auf sich aufmerksam...

*Kaufgrund:*
Egmont INK hat mich mit seiner großartigen Promoting-Aktion auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Nachdem ich mir durch den Klappentext einen tollen ersten Eindruck bilden konnte, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen!

*Meine Meinung:*
"Whisper Island - Sturmwarnung" legt mit seinen ersten Kapiteln ein großartiges Fundament für ein spannendes, mystisches und übernatürliches Leseerlebnis. Schnell ist man von der Idee hinter "Whisper Island" fasziniert, will mehr über Becca und ihr Schicksal erfahren, zügig weiterlesen. Hach, könnte dieser Roman dieses hohe Niveau doch nur halten! Bedauerlicherweise ist es der Autorin nicht gelungen, ihre Idee so genial umzusetzen, wie sie es verdient hätte. Sie baut viel zu viele verschiedene Handlungsstränge in ihren Roman ein, sodass es fast so scheint, als würde sie selbst den Überblick verlieren. Beccas Vergangenheit, ihre Gabe und ihre ungewisse Zukunft gehen in der Masse der Nebensächlichkeiten unter. Auf diese Weise verliert der Roman sogar fast seine mysteriöse Ader! Leider hat Frau George ihre Prioritäten in ihrem Serienauftakt absolut falsch gesetzt...

Das Ende der Geschichte hat mich sehr überrascht - leider nicht im positiven Sinne. Mit solch einer banalen Auflösung hätte ich niemals gerechnet! Um ehrlich zu sein, habe ich mich sogar ein wenig so gefühlt, als würde mich Elizabeth George auf den Arm nehmen wollen. Nachdem sie Derricks Sturz und nicht etwa Beccas Flucht zum Hauptthema der Geschichte machte, habe ich einiges mehr von ihr erwartet.
Erst auf der letzten Seite von "Whisper Island - Sturmwarnung" kommt wahre Spannung ins Spiel, die mein Interesse trotz aller Enttäuschungen wecken konnte. Der Fortsetzung werde ich daher noch eine Chance geben.

Becca King hat mich als Protagonistin völlig enttäuscht. Wie bereits bei der Handlung hat mir die Idee ausgesprochen gut gefallen, aber leider konnte mich die Autorin mit ihrer Umsetzung nicht überzeugen. Aus der Figur der geheimnisvollen Becca King, die die Gedanken anderer Menschen hören kann und noch so manch anderes Geheimnis hütet, wurde trotz des hohen Potenzials nichts herausgeholt! Obwohl die junge Protagonistin viele Abenteuer meistert, scheint sie nicht an ihren Erfahrungen zu wachsen. Am Ende des Romans ist sie dieselbe unscheinbare Person wie zu Beginn. Schade!

Dass die Autorin so viele nebensächliche Handlungsstränge mit in ihren Roman gebracht hat, hat nicht nur Nachteile. Die Nebencharaktere haben davon tatsächlich stark profitiert! Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte, die beinahe intensiver behandelt wird als die der Hauptfigur. Besonders der Außenseiter Seth, der beliebte Derrick und die Motelbesitzerin Debbie machen sich durch ihre realistische und authentische Art beliebt und werden klammheimlich zu kleinen Hauptfiguren des Romans.

Den Schreibstil der Autorin empfand ich zu Beginn als unangenehm, holprig, gar stockend, doch je mehr Seiten ich las, desto besser gefiel er mir. Er bringt die schwierige, dunkle Leseatmosphäre gut auf den Punkt und vor allem - und das ist schließlich die Hauptsache - an den Leser!

*Cover:*
Oh je, schon wieder ein Mädchen auf dem Cover! Wie wahr, denn mittlerweile sollte dieser Trend endlich mal abgenommen haben. Trotz meiner Abneigung kann ich nicht behaupten, dass das Cover von "Whisper Island - Sturmwarnung" nicht hübsch anzuschauen ist. Der mysteriöse, dunkle Hintergrund macht das Titelbild zu einem echten Hingucker und sorgt von Anfang an für die richtige Leseatmosphäre.

*Fazit:*
"Whisper Island - Sturmwarnung" konnte mich leider nicht von sich überzeugen. Die Grundidee, die Nebencharaktere und die Leseatmosphäre haben mir zwar sehr gut gefallen, können die Schwächen der Hauptfigur und der Handlung jedoch kaum ausgleichen. Der Fortsetzung werde ich allerdings trotz allem noch eine Chance geben! Insgesamt vergebe ich leider nur gute zwei Sterne.