Rezension

Mangelnde Umsetzung

Whisper Island - Sturmwarnung - Elizabeth George

Whisper Island - Sturmwarnung
von Elizabeth George

Bewertet mit 3 Sternen

In Becca Kings Kopf treffen sich die Gedanken anderer Menschen. Schon seit ihrer Geburt hört sie diese Gedanken. Mal nur Bruchstücke, mal ganze Sätze.

Damals war ihre Großmutter der Meinung, sie würde irgendwann damit zurecht kommen.

Wie unrecht die alte Dame doch hatte' Jahre später heiratet Beccas Mutter einen Mann, der zwielichte Geschäfte betreibt. Becca muss ihm helfen, und als sie unvorsichtig ist und seine Gedanken belauscht, erfährt sie etwas Schreckliches: Er hat seinen Geschäftspartner umgebracht. Doch wer würde Becca schon glauben, dass sie stetig ein Flüstern von Gedanken hört.

Ihr Mutter und Becca packen kurzerhand ihre Sachen und verschwinden in ein neues Leben' Auf einer abgeschiedenen Insel soll Becca erst einmal ohne ihre Mutter zurückbleiben. Aber dann schlägt das Schicksal wieder einmal zu und Becca wird zu viel Aufmerksamkeit zuteil'. Sie bekommt Angst und das Handy ihrer Mutter ist tot'..

Schnell wird klar, dass Becca es schwer hat. Ich würde auch nicht alle Gedanken von anderen Menschen hören wollen. Vielleicht könnte ich Dinge erfahren, die ich gar nicht wissen will oder die mich in Gefahr bringen würden. So passiert es Becca und der Ausgangspunkt ihrer Geschichte steht fest und ist nachvollziehbar.

Dass sie, einen neuen Namen von ihrer Mutter verpasst bekommt, ist ein notwendiges Übel. Wie sonst sollte sie sich verstecken? Auch das Überleben auf einer Insel scheint zuerst plausibel. Aber würde eine Mutter ihre Tochter alleine zurücklassen, ohne eine vernünftige Möglichkeit miteinander zu kommunizieren? Und würde das Kind sich nicht dauernd Sorgen machen und oft weinen oder Angst haben?

Aber Becca nimmt es einfach hin. Auch als auf der Insel nicht alles glatt läuft und sie sogar in einer Hundehütte übernachten muss, hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass sie Angst hat oder ihre Mutter vermisst. Beccas Gefühle kommen mir zu kurz, wenn es um ihre Mutter geht. An anderen Stellen im Buch springen dem Leser die Gefühle entgegen, sie sind nachvollziehbar und gut beschrieben. Warum bleiben sie also an anderer Stelle zurück?

Die anderen Figuren kümmern sich rührend um Becca auch wenn sie nur Geheimnisse hat und mit niemandem darüber reden kann. Logisch, denn sie ist noch auf der Flucht. Eigenartig nur, dass sie einfach so zur Schule gehen kann und ohne Papiere aufgenommen wird. Doch kein Problem, dass wird hingemauschelt, denn der hat mal dieses oder jenes getan und ist jemandem einen Gefallen schuldig. Manche Dinge laufen mir einfach zu glatt.

Die Insel ist toll beschrieben und man merkt, dass die Menschen eine eingeschworene Gemeinschaft sind, die schwer neue Menschen akzeptiert und nach ihren Regeln lebt. Der Ort ist also gut gewählt.

Am Ende des Buches war ich etwas ratlos. Die ganze Zeit wartete ich auf etwas das passiert und dann las ich die letzte Seite. Ein recht offenes Ende verweist auf noch ein Buch rund um Becca und ihre neue Inselwelt. Oder muss sie die Insel verlassen?

Ein zusätzliches Manko ist die Übersetzung einiger Namen ins Deutsche. Es hörte sich einfach nur lächerlich an .

Die Idee des Flüsterns der Gedanken im Kopf ist gut. Die meisten Charaktere mochte ich sehr gern. Aber die Umsetzung hat mir nicht gefallen, viele Stolperfallen im Buch machten es unglaubwürdig.

So vergeben ich 3 von 5 Bücherpunkten.