Rezension

Einfach Phantastisch

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch - J. K. Rowling

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch
von J. K. Rowling

Bewertet mit 5 Sternen

In dieser Rezension möchte ich nicht nur das Buch kommentieren, sondern auch den dazugehörigen Film, da es sich schliesslich um das Originaldrehbuch handelt.

 

Zur Aufmachung muss ich wohl kaum etwas sagen. Ich kenne niemanden, dem das Cover nicht gefällt, alle schwärmen davon und auch auf den weiteren Seiten im Buch, werden die Ornamente nicht weniger. Am Anfang jedes Kapitels ist ein handgezeichnetes Tierwesen aus der Geschichte. Verzierungen schlängeln sich an der Seite des Text in die Ecken. Überschriften wurden kunstvoll gestaltet, nur der hauptsächliche Text ist in einer leserfreundlichen "einfachen" Schrift gehalten. Ein ganz grosses Lob dafür an MinaLima, dem preisgekrönten Designerstudio von Miraphora Mina und Eduardo Lima, die neben diesem Buch auch an den 8 Harry-Potter-Filmen mitwirkten. Die Illustrationen sind vom Stil der 1920-Jahre (Vintage) inspiriert und wurden allesamt von Hand gezeichnet und später digitalisiert. Nur schon aus diesem Grund musste ich dieses Buch unbedingt besitzen! Denn selbst ungelesen ist ein wahnsinnig hübschen Schatz in meinem Bücherregal.

 

Zur Geschichte: Als Spinoff von der Harry Potter-Welt war es ein Muss für mich als JK-Rowling und Harry-Fan. Ausserdem interessierten mich die magischen Tierwesen schon von Beginn an und ich bewunderte in jedem Buch wieder die Fantasie, mit der Rowling solch viele unterschiedliche Kreaturen erschuf - inklusive Herkunftsgeschichte, Charakter und Pflege, etc. Die Geschichte von Newt Scamander spielt dabei Jahrzehnte vor der Schulzeit von Harry und seinen Freunden. Sein Werk über die diversen Tiere ist später Schullektüre für Harry und wird sicherlich besonders von Hagrid geschätzt. Rowling spinnt jedoch in das Spinoff nicht die schon bekannten Tierfiguren wie Aragog (Hagrids Riesenspinne) oder Seidenschnabel (Hagrids Hippogreif), weder Drachen noch Zentauren, kein dreiköpfiger Hund und keine sprechenden Schlangen und auch keine Tierverwandlungen wie beispielsweise Animagi. Sondern es kommen neue tolle Tiere dazu, von denen wir noch nichts gehört haben: der Niffler, Bowtruckles, der böse Sturzfalter, Snallygaster, Rugaru, Billywigs und Obscurus... und natürlich auch Kobolde. In den Niffler, ein schmuckklauendes Beuteltier, der im Trailer fast eine Hauptrolle übernimmt, kann man sich nur verlieben. Im Film bekommt der Obscurus jedoch die grössere und wichtigere Rolle.

 

Die Lektüre: In der Form eines Drehbuches enthielten die einzelnen Seiten bedeutend weniger Text als sonst die Romane, die ich lese. Somit hatte ich das Buch auch ziemlich schnell durch, genau gesagt innerhalb eines Nachmittages. Der Text enthält zudem etwas Wortschatz aus dem Direktor-Vokabular, das jedoch am Ende in einer kurzen, einseitigen Liste erklärt wird (hauptsächlich Kameraeinstellungen, ob Sicht aus Vogelperspektive oder eine Figur im Portrait, zum Beispiel). Auch der Schreibstil war somit anders, viel weniger erzählend, eher kurzgebunden. Schliesslich wurde der Text so verfasst, um später die Bilder zu bekommen, wie die Geschichte erzählt wird. Damit hatte ich zwar kein Problem, empfinde es aber nicht als das gleiche Leseerlebnis wie ein "normaler" Roman. Es wirkt konstruiert, erklärend, was es schliesslich ja auch soll.

 

Der Film: Die altbekannte Kritik, dass das Buch immer besser ist als der Film kann ich hier nicht wirklich gelten lassen. Grundsätzlich bin auch ich dieser Meinung. Da es allerdings das Drehbuch ist und somit schon mit der Absicht eines Filmes entstanden ist, wird dieses Argument kurzerhand entkräftet. Ich habe zudem den Film kurz nur wenige Tage nach der beendeten Lektüre gesehen und muss sagen: Es hat nichts gefehlt (was bei Roman-in-Verfilmung häufiger passiert, dass Szenen gekürzt, umgewandelt oder ausgelassen werden). Was dafür fehlte aus demselben Grund, war die Spannung. Da ich das Drehbuch noch frisch im Kopf hatte, konnte mich im Verlauf kaum etwas überraschen. Nur eine Szene, der grosse Turn in der Geschichte konnte mich erschrecken. Allerdings nicht, weil ich nicht darauf vorbereitet war, dass eine Person nicht wirklich derjenige ist, für den ihn alle hielten - das wusste ich ja aus dem Buch. Doch erschrak ich bei der Auswahl der Schauspieler - die ich beide liebe! Um hier nicht zu spoilern, werde ich nicht verraten, welche Figur und welcher Schauspieler sich am Ende in eine andere Figur verwandelt - und von einem anderen Schauspieler übernommen wird, der im zweiten Teil eine grössere Rolle einnehmen wird, worauf ich mich sehr freue. Bis dahin müssen wir uns jedoch bis November 2018 gedulden...

 

5 / 5 Sterne