Rezension

Erneute Puntlandung

Liebe, Zimt und Zucker - Julia Hanel

Liebe, Zimt und Zucker
von Julia Hanel

Bewertet mit 5 Sternen

"Liebe, Zimt und Zucker" handelt von Marit, die für ihre große Liebe Toby ihre Heimat Hamburg und ihre potenzielle Karriere aufgibt und ihm in seine Heimat, die Kleinstadt Altenberg, folgt. Doch kaum ist sie angekommen, liegt die Beziehung auch in Scherben und eine vollkommen verzweifelte Marit nimmt einen Job in einem Coffeeshop ab. So sehr sie sich als Absolventin eines Germanistik- und Anglistik-Studiums für diesen Job überqualifiziert empfindet, umso mehr geht sie in diesem Job auf und lernt liebe Menschen kennen. Als sie dann einen verwaisten USB-Stick findet, scheint auch ein neuer Mann gefunden, denn der Besitzer dieses Sticks, Julian, und Marit tauschen fortan intensiv E-Mails aus...

An Julian Hanels Erstlingswerk "Zwei fürs Leben" erinnere ich mich immer gerne zurück. Ein schöner Sommertag, eine kurzweilige Lektüre, die mich wunderbar unterhalten hat und am Ende wirklich überraschen konnte. Nun haben wir zwar keinen Sommer mehr. Aber Zimt und Zucker passen ja ohnehin viel besser in die kühlen Jahreszeiten und so wurde aus "Liebe, Zimt und Zucker" eben die perfekte Lektüre für eingekuschelte Herbst-/Wintertage!

Ich habe in die Geschichte wunderbar reingefunden. Das liegt vor allem an der Hauptfigur, Marit, da ich mich in dieser sofort wiedererkannt habe. Dazu auch noch dieser humorvolle Schreibstil und der leicht sarkastische (auch sich selbst gegenüber) Blick auf der Welt und schon war ich gefangen und musste immer weiterlesen. Marit ist wirklich eine sehr greifbare Frau: sicherlich ehrgeizig, aber eben auch auf der Suche nach dem richtigen Partner fürs Leben. Sie denkt sicherlich etwas stereotyp und das lässt sie auch mehrfach auf die Schnauze fallen, aber so sind wir Menschen ja ohnehin alle. Ich habe Marit auf jeden Fall von vorne bis hinten als eine tolle Protagonistin empfunden und sie bei ihrem Selbstfindungsprozess zu begleiten war sehr authentisch.

Aber es gibt ja auch nicht nur Marit, auch all die anderen Figuren, ja am besten die ganze Kleinstadt Altenberg haben sich sofort in mein Herz geschlichen. Allen voran natürlich die zwei Männer in Marits Leben, die alles kräftig durcheinander wirbeln. Zum einen Moritz, Marits Arbeitskollege, mit dem sie sich ständig foppt, der ihr aber in den entscheidenden Momenten beiseite steht und auf der anderen Seite der Besitzer des USB-Sticks, Julian, mit dem sie einen sehr charmanten E-Mail-Kontakt pflegt. Vor allem dieser Kontakt war es, der mich sehr an "Zwei für Leben" erinnert hat. So sehr ich diese Schreibweise durch Mails liebe, so sehr konnte ich hier aber auch mit einer Mischung aus E-Mails und normaler Ich-Perspektive leben.

Die Geschichte ist herrlich. Es gibt einige unerwartete Wendungen, dazu eben die tollen Figuren und schwupps wird eine sehr überzeugende Liebesgeschichte erzählt. Das Ende ist perfekt gelungen, perfekter geht es fast gar nicht. Zwar bleiben kleinere Fragen für mich offen, aber die Haupterzählung wurde konsequent erzählt und das ist ja auch das Wichtigste!

Fazit: "Liebe, Zimt und Zucker" ist in meinen Augen eine erneute Punktladung von Julian Hanel. Perfektere kurzweilige Liebesgeschichten kann man fast nicht erzählen. Die Figuren stimmten, der Erzählstil stimmte und ja das Ende, von dem kann ich noch lange zehren. Daher: bitte mehr!