Rezension

erschreckend realistisch

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von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:
Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos. Drei Tage später taucht sie in einem verstörend brutalen Video wieder auf, welches in atemberaubendem Tempo viral geht.
BKA-Kommissarin Yasira Saad soll Lena finden und die Täter identifizieren. Ihr bleibt wenig Zeit, denn schon gibt es erste gewalttätige Demonstrationen in deutschen Städten. Eine rechtsradikale Gruppierung namens »Aktiver Heimatschutz« gewinnt rasant an Zulauf. Kann Yasira die Täter verhaften, bevor der Lynchmob zuschlägt und der Rechtsstaat zu wanken beginnt?

„Views“ von Marc-Uwe Kling ist eine fiktive Geschichte, die erschrecken realistisch klingt.
Ich habe von Marc-Uwe Kling schon einige Bücher gelesen und bin immer wieder erstaunt, wie gekonnt der Autor von einem Genre zum anderen springt.

Die 16-jährige Lena Palmer wird vermisst. Kurz darauf taucht ein Video auf, in dem das Mädchen vergewaltigt wird.
Die Täter haben einen Migrationshintergrund.
Das BKA möchte ein Zeichen setzten, in dem sie Yasira Saad, deren Eltern aus dem Libanon stammen, mit dem Fall beauftragen.
Yasira soll das Bild der Ermittlungen sein.
Die Ermittlungen haben gerade begonnen, als ein zweites Video kursiert. Ein Mann, der sich Bär nennt, ruft auf, dem „Aktiver Heimatschutz“ beizutreten und Jagd auf die Täter zu machen.
Es kommt zu schweren Demonstrationen. Den Ermittlern sitzt die Zeit im Nacken.
Yasira kommt es seltsam vor, dass sie so gar keinen Hinweis findet, wo das Opfer steckt, wer die Täter sind und wo der Tatort ist.
In ihr fängt eine Idee an zu reifen.

„Views“ wird zwar als Roman deklariert, für mich ist es ein Thriller. Das Buch ist mit seinen nur 269 Seiten gefüllt mit Spannung. Ich habe es gestern an einem Stück gelesen.

Marc-Uwe Kling führt seine Leser*innen in einem ordentlichen Tempo durch die Ermittlungen. Trotz der vielen fachlichen Hinweise, z. B. zur KI ist die Geschichte gut verständlich geschrieben.
Die Charaktere sind sehr facettenreich und interessant.
Das Szenario, das der Autor in seinem Buch beschreibt, möchte man sich gar nicht vorstellen und doch ist es so realistisch geschrieben, dass ich es mir gut vorstellen kann.

Auf dem Cover ist eine Warnung vor sensiblen Inhalten. Die Videos werden zwar beschrieben, aber nicht in allen Einzelheiten so, dass man es trotz allem gut lesen kann. Für mich war vielmehr der Ursprung der Tat erschrecken. Die Geschichte ist zwar im Kopf von Marc-Uwe Kling entstanden und ist fiktiv. Aber ich kann mir so etwas in naher Zukunft schon vorstellen. Das ist sehr erschreckend und lässt mich noch einige Zeit über die Geschichte nachdenken.