Rezension

Erschütternd realistisch

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von Marc-Uwe Kling

Ob Links- oder Rechtsterrorismus – da sehe ich keinen Unterschied”
“Doch, doch”, ruft das Känguru, “die einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Autos sind schlimmer, denn es hätte meines sein können. Ausländer besitze ich keine.”
Klings Känguru kennt wohl jeder. Es ist witzig, verrückt und schämt sich für nichts. Vor allem aber hat es eine starke politische Meinung. Und mit weniger Witz und dafür sehr viel Ernsthaftigkeit, veröffentlichte Marc-Uwe Kling nun seinen ersten Thriller, der hochpolitischer und aktueller nicht sein könnte. Ein brisantes Thema, welches direkt vor unsrer aller Nase sich abspielt.
Wie gerne würde ich mich über dieses Buch unterhalten, doch viel geht gar nicht, ohne zu spoilern - keine Sorge, das schaff ich! Yasira arbeitet beim BKA. Yasira gehört zu "den anderen". Sie ist keine weiße Deutsche und das wird ihr diesmal zum Verhängnis. Denn als die blütenweiße Lena auf einem viral gegangene Video vergewa*ltigt wird, schwört sich eine rechte Gruppe Rache, während Yasira als Statement den Fall übernehmen soll. Sie gerät in eine gefährliche Bredouille, mit jedem neuen Tag, an dem es keine neuen Erkenntnisse gibt. Kling recherchiert gut. Immer wieder war ich erstaunt über all die Informationen, die er aus Ermittlungen und dem Internet in seinen Roman einbringt. Zunächst dachte ich bei vielem, ich wäre doch noch jung geblieben, verstehe die Anspielungen, doch je tiefer es ins (Dark)Net geht, desto mehr geriet auch ich ins Wanken und ergab mich völlig der spannenden Ermittlung des BKAs. Faszinierend, was alles untersucht werden muss. Mittig hatte ich etwas Sorge, dass sich die Ermittlungen ziehen könnten, doch dann wurde es auf einmal richtig spannend, ich fieberte mit. Bis dahin war es für mich ein guter Roman, solide, typischer Kling-Humor zwischendurch. Doch dann kam das Ende uns riss mich völlig aus den Socken. Ich weiß nun, dass Kling seine Charaktere nicht behütet. Ich weiß, dass ich mich in Acht nehmen muss, denn was ich las war erschütternd, traurig und hinterließ unzählige Fragen, da es ein halboffenes Ende war. Dieses Buch ist eine absolute Empfehlung, aber Vorsicht: Sensible Inhalte.