Rezension

Erste Leserunde mit sehr gutem Thriller-Debüt

Siebenschön - Judith Winter

Siebenschön
von Judith Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Emilia Capelli ist Kommissarin in Frankfurt am Main. Sie bekommt eine neue Partnerin, was ihr reichlich auf den Nerv geht. Sie befürchtet Zickenkrieg und hätte lieber ihren ehemaligen Mitschüler Tom als Partner gehabt. Aber vier bizarr zugerichtete Leichen zwingen die Frauen zur Zusammenarbeit.

Gerufen wurden Mai Zhou und Em Campelli von dem Ehepaar Höffgen. Christina Höffgen hat einen Brief erhalten, der sie nicht mehr loslässt. Sie bittet ihren Mann mit ihr der Sache auf den Grund zu gehen und so fahren sie gemeinsam zu der im Brief angegeben Adresse. Vor Ort machen sie eine grausame Entdeckung....

Der erste Fall von Capelli und Zhou ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe mit regionalem Hintergrund (Frankfurt am Main). Die beiden Ermittlerin könnten gegensätzlicher nicht sein, was vor allem zu Beginn zu diversen Auseinandersetzungen führt. Je tiefer sie aber in den Fall einsteigen, desto mehr erkennen sie ihr gegenseitiges Potenzial und ihre Gemeinsamkeiten. Dies wirkt sich positiv auf die Ermittlungsarbeit und auf die gesamte Geschichte aus. Beide Charaktere sind gut dargestellt, wobei mir persönlich die Vorstellung von Mai Zhou etwas besser gefallen hat und auch ein kleines bisschen ausführlicher vorkam. Auch die Nebencharaktere sind liebevoll beschrieben.

Die Morde und die einzelnen Opfer kommen auch nicht zu kurz. Die Autorin versteht es sehr gut, zwischen den einzelnen Perspektiven zu wechseln. Zu Beginn benötigt man etwas Konzentration, um nicht den Überblick über die kurz hintereinander eingeführten Protagonisten zu verlieren. Im Mittelteil des Buches findet sich aber eine Auflistung der bisherigen Opfer, was mir persönlich gut gefallen hat. Dort steht auch die Ermittlungsarbeit im Vordergrund. Diese Sequenzen haben mich aufgrund der Analyse der Morde und des Täters etwas an die US-Serie "Criminal Minds" erinnert. Die Tatsache, dass es sich um einen Serienmörder handelt, der äußerst brutal vorgeht, hat diesen Eindruck noch etwas verstärkt.

Das Ende des Buches hat keine großen Fragen offen gelassen, aber ganz zum Abschluss kam es für mich auch nicht. Irgendwie war das Ende noch nicht ganz rund für mich und hat den Eindruck eines kleinen Cliffhangers bei mir hinterlassen. Ich bin gespannt, ob ich da richtig liege und freue mich auf die Fortsetzung.

Was mich ab etwa der Hälfte des Buches leicht genervt hat, war eine winzige Formulierung. Ich hoffe, dass es im zweiten Teil nicht mehr so viele "imaginären" Kollegen oder Familienmitglieder gibt, die "hinter der Stirn" der beiden Ermittlerinnen reden. Ich kann nicht sagen warum, aber diese Formulierungen haben mich irgenwie gestört. Dabei fand ich den Schreibstil an sich gut und flüssig zu lesen, ohne das er zu einfach gehalten ist. Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass Judith Winter ihr Hintergrundwissen der Psychologie bewusst hat mit einfließen lassen. Und auch sonst macht der Thriller einen gut recherchierten Eindruck.

Alles in allem ein solider, gut aufgebauter Thriller, der Lust auf mehr macht.