Rezension

Teilweise langgezogen

Siebenschön - Judith Winter

Siebenschön
von Judith Winter

Bewertet mit 3 Sternen

Emilia Capelli, kurz Em, bekommt eine neue Partnerin in der Ermittlungsarbeit zur Seite gestellt. Allerdings gilt sie als "nicht weiberkompatibel" und begrüßt die neue Kollegin, Mai Zhou, mit entsprechend wenig Herzlichkeit in der Abteilung für Kapitaldelikte. 

Em hält nicht viel vom Rumgezicke weiblicher Kolleginnen und versteht sich dementsprechend besser mit ihren männlichen Kollegen, welche untereinander ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Ebenjenes Gezicke legt sie allerdings Mai Zhou gegenüber an den Tag, als diese statt, wie erhofft, Ems guter Freund Tom den Job als ihr neuer Partner bekommt. Ems unbegründete Abneigung gegenüber Mai nervte anfangs ziemlich, glücklicherweise besinnt sich Em, nachdem Mai sich nicht von ihren Anfeindungen unterkriegen lässt und durch Kompetenz beeindruckt. So schaffen es die beiden dann plötzlich sehr schnell, sich nur mit Blicken zu verständigen und effektiv zusammen zu arbeiten. 

Leider bleibt Mai, abgesehen von ihrer klischeehaften Darstellung als immerfleißige Asiatin, recht blass. Das finde ich schade, da sie ein Charakter ist, der nur an der Oberfläche still und zurückhaltend erscheint und in seltenen Momenten die darunterliegende knallharte Kämpfernatur offenbart. 

Auch Ems und Mais Kollegen in der Kriminaldirektion Frankfurt am Main bleiben blass, abgesehen von ihren klischeehaften Rollen, die sie zugunsten unterhaltsamer Dialoge erfüllen: Der Weiberheld, das Computergenie, der liebe Opa...

Ich muss sagen, dass die Handlung für mich keinen wirklichen Gänsehautfaktor bot, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Das Buch hätte man problemlos auch allein und in der Nacht lesen können, da bezüglich der dargestellten Morde weniger Grauen als die Faszination am Grauen vermittelt wird. Und das war es dann auch wirklich - faszinierend. Die psychologischen Aspekte, die nach einer Durststrecke voll unspannender Ermittlerarbeit ins Spiel kamen, haben mich in ihren Bann gezogen und das Buch für mich letztendlich doch noch zu einem schönen Leseerlebnis werden lassen. 

Trotzdem ließ sich nicht darüber hinweg sehen, dass von den vielen Namen, die auftauchen, einige wirklich irrelevant waren (z.B. der beste Freund des Psychologen). Durch die vielen Morde und Geschichten, die damit zusammenhingen, war die Situation ohnehin etwas unübersichtlich, das hätte nicht noch mit unnötigen Informationen erschwert werden müssen. Zudem waren mir die Charaktere größtenteils zu blass. Ich weiß nicht, ob das bei Thrillern/ Krimis so ist, weil das Hauptaugenmerk auf der Ermittlung ist, aber mich hat es gestört.