Rezension

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Etwas spannender als Teil 1, aber immer noch kein guter Thriller

Post Mortem - Zeit der Asche
von Mark Roderick

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Post Mortem – Zeit der Asche“ ist der zweite Teil der Thriller-Reihe „Post Mortem“ von Mark Roderick. Es stellt sich heraus, dass der Verbrecherring aus Entführern und Mördern größer ist, als Emilia und Avram angenommen haben. Beide nehmen die Jagd wieder auf, jeder aus seinen ganz persönlichen Motiven.

Ich beginne damit, womit ich in meiner Rezension zu Teil 1 geendet habe (siehe auch meine Rezension hierzu): Ich finde es unnötig, den Fall noch auf ein zweites Buch auszudehnen. An allen Ecken wirkt diese Verlängerung künstlich. Haufenweise neuer Charaktere werden eingebracht für die es in Teil 1 gar keinen Anhaltspunkt gab (kein wirklich offenes Ende in Teil 1). Viele Namen (und für die Protagonisten viele Spuren) werden eingeworfen um den Eindruck zu erwecken, eine groß angelegte Organisation steckt dahinter. „Organisiert“ ist das ganze eher weniger. Jeder Bösewicht verfolgt primär eigene Interessen und zufällig arbeiten sie zusammen. Das wirkt unecht und gestellt.

Anscheinend ist aufgefallen, dass die Handlung eher dürftig ist, denn für Avram wurde noch ein zweiter Handlungsstrang eingebaut: Ein gescheiterer Auftragsmord mit sich stark verändernder Beziehung zu Auftraggeberin und deren Familie. Auch hier wurde noch hastig eine Person eingefügt, die beide Fälle miteinander verbindet. Ein unglaublicher Zufall, dass ausgerechnet dieser zweite Fall Grundlage für Avrams Rettung in letzter Minute ist. Eventuell wusste der Autor die Situation nicht anders zu lösen. Da ist es doch am einfachsten, wenn Avram bewusstlos wird und im nächsten Kapitel in Sicherheit ist. Diese Stelle hat mich sehr aufgeregt! Da wurde es doch endlich einmal spannend und den Teil schneidet man einfach raus. Allgemein kann Teil 2 nur mit minimal mehr Spannung aufwarten als Teil 1. Eklatanter Mangel für einen Thriller.

In Teil 1 hat mich die Beziehung zwischen Emilia und Mikka gestört. Es war sehr oberflächlich und hat der eigentlichen Story noch mehr Spannung genommen. Aber es ist doch auch keine Lösung, Mikka in Teil 2 ins Koma zu legen, wenn man keine Verwendung für ihn hat! Man könnte jetzt behaupten, ich sei nie zufrieden: Weder mit Mikka in einer aktiven Liebesgeschichte noch mit Mikka passiv am Rande der Ereignisse. Aber wenn er schon einmal da ist, kann man ihn doch nicht einfach zur Seite schieben. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass man keine Idee hatte, wie man ihn weiter sinnvoll einbringen konnte. Vielleicht sollte dies aber auch nur Emilias Motivation stärken, die Mörder zu überführen. Als viel besseres Motiv empfinde ich da allerdings ihre persönliche Erfahrung mit dem Verbrecherring. Dieser Punkt wurde sehr gut eingebracht und hätte – mit etwas mehr Emotion und nicht nur dem puren Gedanken an die Demütigung – als Motiv absolut ausgereicht und wäre sehr viel überzeugender gewesen. In Teil 2 also nur begrenzte Lovestory mit Mikka.

(ACHTUNG SPOILER!

Wie konnte ich nur den absolut überzeugenden und so gut in die Story passenden Heiratsantrag vergessen?! *Sarkasmus off*

SPOILER ENDE).

Keine neue Liebe, was könnte man also noch Persönliches einbringen, damit es nicht spannend wird? Na klar, Zickenkrieg mit der Tochter. Darstellung hier (im Gegensatz zu der Liebesgeschichte aus Teil 1) sehr realistisch, aber in Summe einfach unnötig für die Story. Vielleicht offenbart sich der Sinn dann auch in Teil 3.
Zwei inhaltliche Aspekte haben mir sehr gut gefallen. In Teil 1 habe ich sie vermisst, sodass man meinen könnte, Mark Roderick hätte Teil 2 nach meiner Rezension zu Teil 1 geschrieben :-D.

1. Endlich kommt die Korruption in der Polizei zum Tragen! Zwar nur in ganz kleinem Maße und auch erst im Moment der Auflösung, aber sie war da. Klar, hier hätte man mehr draus machen können, trotzdem fand ich es gut, dass es jetzt endlich eine Rolle spielt.
2. Avram und Emilia arbeiten zusammen. Avram erkennt endlich, dass er nicht alle Spuren alleine verfolgen kann und schlägt Emilia einen Deal vor. Schön dargestellt, wie Emilia mit sich hadert, mit einem Auftragskiller zusammenzuarbeiten. Mein absolutes Highlight: wie Emilia sich ganz am Ende erkenntlich zeigt. Das war wirklich schön gemacht.

Alles in allem also etwas mehr Spannung als Teil 1, zwei inhaltliche Aspekte die mit in Teil 1 gefehlt haben, aber nach wie vor der überflüssige Beziehungsaspekt bei Emilia. Teil 1 hat von mir 2 Sterne bekommen. Trotz minimaler Verbesserungen reicht es bei Teil 2 nicht für 3 Sterne verglichen mit anderen Büchern. Es bleibt also bei 2 Sternen und dem innigen Wunsch nach halben Sternen bei Lovelybooks, für mich und alle anderen Entscheidungsfreudigen ;-).

Der erste Teil der Reihe hat mich nicht besonders gut gefallen. Hätte ich den zweiten nicht schon auf meinem SUB gehabt, hätte ich ihn wohl nicht gekauft. In wenigen Aspekten ist Teil 2 besser als Teil 1, dennoch ist für mein Gefühl kein spannender Thriller rausgekommen. Teil 3 liegt nicht auf dem SUB und so wird es wohl auch bleiben.