Rezension

Nicht ganz so stark wie der Vorgänger

Post Mortem - Zeit der Asche
von Mark Roderick

Bewertet mit 4 Sternen

Ein bestialischer Foltermord in einem abgelegenen Landhaus in Südfrankreich. Eine Handschrift, die Interpol-Agentin Emilia Ness und Profi-Killer Avram Kuyper nur zu gut kennen. Jemand möchte, dass sie weiter auf die Suche gehen. Denn das kriminelle Netzwerk des Täters ist größer als gedacht. Und mächtiger als vermutet. Wer hat den Hinweis lanciert? Wer ist dieser große Unbekannte, der so machthungrig, erfolgsverwöhnt und unberechenbar aggressiv ist?

Meine Meinung: 
Nachdem ich das Debut des Autors und somit den ersten Band dieser Reihe regelrecht verschlungen habe, musste ich sofort in die Buchhandlung und mir den zweiten Teil besorgen. Kurz vorweg: Die Cover dieser Bücher sind sehr besonders. Beim ersten Band konnte man die Tränen auf dem Cover fühlen, in diesem Fall ist das Buch sehr rau und erinnert an Asche oder Ruß. Ich bilde mir ein, dass die Oberfläche auch nach Rauch riecht. Meine nur ich das oder hat jemand anders auch das Gefühl? Wenn das so gewollt ist, fände ich das großartig und dann würde ich auf noch mehr Cover in der Zukunft hoffen, die auch den olfaktorischen Sinn ansprechen. 

Aber jetzt zur Geschichte. Wir stoßen natürlich wieder auf Emilia und auch auf Avram. Ihr vorheriger Fall lässt beide einfach nicht los und so kommt es dazu, dass beide den Belial-Fall nochmal hervorkramen und neuen Spuren auf den Grund gehen. Avram ist für mich inzwischen einer der besten Charaktere aus der Reihe. Er ist absolut skrupellos und handelt nur nach seinem eigenen Gewissen und so wie er es für richtig hält, gleichzeitig handelt er aber auch sehr emotional und ist ein sehr familienbewusster Mensch. Das macht ihn absolut sympathisch. Für mich ist er der Charakter, der irgendwie zum Leser die beste Beziehung aufbaut. Emilias Handlungsstrang dagegen finde ich dagegen schwach. Bei ihr stört mich insbesondere die Liebesgeschichte, die ja schon im ersten Band begann. Diese ist einfach störend und bringt für mich irgendwie keinen Mehrwert, sondern nur nervige Unterbrechungen. Genau wie die Story mit ihrer pubertären Tochter. Emilia ist meiner Meinung nach als Mutter absolut unfähig :D Sie behandelt ihr Kind auf ganz komische Weise, hat null Vertrauen und fühlt sich durch ihr Kind andauernd angegriffen und reagiert dann zickig. Das ist meiner Meinung nach die schlechteste Reaktion, die eine Mutter zeigen kann und mich hat das stellenweise aggressiv gemacht. Daher ist mir Emilia durchweg nicht sonderlich sympathisch und das stört den Lesefluss etwas. 

Ich muss bei diesem Band diesmal einen Stern abziehen. Einerseits weil mir Emilia - wie gesagt - stellenweise ziemlich unprofessionell vorkommt. Darüber hinaus finde ich das Erwähnen ihrer ständigen Kopfschmerzen und den damit einhergehenden übermäßigen Tablettenkonsum absolut fehl am Platz. Worauf der Autor damit hinaus will, ist mir wirklich ein Rätsel. Der Sternabzug liegt aber insbesondere in zwei kleinen Logiksachen begründet. Emilia darf ganz zu Beginn laut ihres Chefs nur am Belial-Fall weiter arbeiten, wenn sie ihm innerhalb einer Woche Bericht erstattet und ihm die Zusammenhänge erklärt. Dies geschieht einfach nie. Am Anfang wird das ziemlich oft thematisiert, weil sie sich Sorgen macht, dass sie nicht genug Zusammenhänge aufdecken kann und dann, ganz plötzlich, wird das Ganze nicht mehr erwähnt und fällt einfach unter den Tisch. Das fand ich schade. Ebenso schade finde ich, dass Agent Ruiz, der Emilia zu Beginn unter die Arme greift und ihr sehr viel in den Ermittlungen hilft, ab der Mitte einfach nicht mehr präsent ist. Ich finde das ehrlich gesagt unrealistisch und halt einfach auch nicht sonderlich logisch, auch wenn Emilia einen Ortswechsel vor nimmt. Ich hätte es einfach gut gefunden, wenn er zwischendurch per Telefon oder sonstwas nochmal ins Spiel gekommen wäre.

Fazit: 
Eine gute Fortsetzung, in der insbesondere Avram für mich als bester Charakter hervorsticht. Emilias negative Seiten sind mir in diesem Buch mehr aufgefallen und haben mich zunehmend gestört. Dazu gab es zwei Dinge, die irgendwann einfach nicht mehr erwähnt wurden, was ich etwas schade finde. Obwohl die Fortsetzung wirklich gelungen ist, stören mich diesmal ein paar kleinere Sachen etwas mehr. Daher 4 Sterne! Natürlich empfehle ich die Reihe trotzdem noch allen Thrillerfans. Ich glaube, dass wir in Zukunft noch viel Gutes von Mark Roderick erwarten dürfen :)