Rezension

Facettenreicher Krimi

Eisige Tage - Alex Pohl

Eisige Tage
von Alex Pohl

Bewertet mit 4 Sternen

In einer Böschung am Elster-Saale-Kanal wird der Audi A6 des Rechtsanwalts Malinowski gefunden und auf dem Beifahrersitz die Leiche ebendiesen. Als die beiden Ermittler Milo Novic und Hanna Seiler mit ihren Ermittlungen beginnen, sieht alles zunächst noch nach einem Routinefall aus. Doch schnell müssen sie feststellen, dass hinter dem Mord noch weitaus mehr steckt. Denn nicht nur, dass ausgerechnet einer der größten Mafiosi der Leipziger Russenmafia Malinowskis einziger Klient gewesen zu sein scheint, nein, sie finden auch noch Fotos von minderjährigen Mädchen bei dem Opfer. Bei ihren Ermittlungen geraten sie in immer tiefere Verstrickungen und müssen feststellen, dass der Fall noch viel weiter reicht.
Meine Meinung
Ein düsteres Cover, welches gleich bei mir Aufmerksamkeit erregte und ein spannender Klappentext machen neugierig auf den Krimi.
Schnell gelingt der Einstieg in den Krimi, da es vom ersten Augenblick an spannend losgeht. Alex Pohl schreibt klar und direkt und durch die gewählte Zeitform, die Gegenwart, fühlt man sich regelrecht in die Handlung gezogen. Mit kurzen Kapiteln und immer wieder wechselnden Perspektiven bekommt der Leser hier sehr viel mit, doch wie schockierend und erschreckend sich das Ganze entwickelt, lässt sich nicht vorhersehen. Alex Pohl versteht es ganz hervorragend, den Leser in verschiedene Richtungen zu lenken und diesen zum Mitdenken anzuregen. Hier und da gibt es noch kleinere Momente bei den Ermittlungen, die noch ein wenig zu konstruiert wirken, bzw. deren Lösungen zu einfach herbeikommen, doch im großen und ganzen ist die Handlung in sich stimmig und logisch. Die unterschiedlichen Blickwinkel, aber auch die kurzen Zeitsprünge, in denen der Autor Rückblicke auf unterschiedliche Figuren gibt, halten ebenfalls die Spannung aufrecht und man möchte wissen, wohin dies alles führen wird.
Mit seinen Ermittlern hat der Autor zwei sehr interessante Figuren geschaffen. Man erfährt von beiden etwas aus ihrer Vergangenheit und doch bleiben beide noch mit einigen Geheimnissen. Da es sich hier allerdings auch um den ersten Band einer neuen Krimireihe handelt, wird man wohl noch einiges erwarten dürfen. Hanna Seiler ist alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Jungen, doch so richtig viel erfährt man von ihr noch nicht. Man weiß, dass sie sich durchaus in der Unterwelt ihrer Stadt Leipzig auskennt, da sie eine Verbindung zu Mafiaboss Iwanow hat, doch woher, wieso, warum bleibt noch recht vage. Milo Novic hat als Kind den Balkankrieg miterlebt, scheint dadurch auch traumatisiert und auch wenn man dieses weiß, bleibt er doch noch undurchschaubar. Ich bin hier sehr gespannt, wie sich diese beiden Charaktere weiterentwickeln werden.
Die Figuren des aktuellen Falls wirken durchdacht und auch mit ihnen weiß der Autor immer wieder zu überraschen.
Mein Fazit
Mit Eisige Tage erschien der erste Band einer neuen Krimireihe aus der Feder von Alex Pohl, der wohl einigen Leser als L. C. Frey bekannt sein dürfte. Eine spannende und durchaus auch komplexe Handlung und zwei Ermittler, von denen noch lange nicht alles preisgegeben wurde, lassen den Krimi zu einem Pageturner werden. Das Thema des Buches ist schockierend und beängstigend und lässt den Leser mitfiebern. Ich bin gespannt auf weitere Fälle für Novic und Seiler, deren Potential noch lange nicht ausgeschöpft zu sein scheint.