Rezension

Fesselnde Geschichte mit kleinen Schwächen

Mohnschwestern - Ilona Einwohlt

Mohnschwestern
von Ilona Einwohlt

Fesselnde Geschichte einer tapferen jungen Frau in den letzten Kriegsjahren - mit kleinen Schwächen, aber einem großartigen Schreibstil

1944 lernt Lotte Wilhelm kennen und lieben. Nach dem Krieg wollen sie zusammen zu seinem Bruder Dieter nach San Francisco. Dieter ist Künstler und hat ein wundervolles Bild von Mohnblumen gemalt, das Wilhelm Lotte schenkt. Bei einem ihrer heimlichen Treffen werden sie von einem heftigen Bombenangriff überrascht. Auf der Flucht lässt er sie allein in einem Brunnen zurück, damit sie vor den Flammen geschützt ist. Lediglich ein paar persönliche Kleinigkeiten und das Mohnblumenbild hat sie bei sich. 

Zwischen Kennenlernen und der Bombennacht liegen heftige Zeiten, die Lotte und Wilhelm alles abverlangen. Beide kämpfen für Frieden und gegen die Nazis, jeder auf seine eigene Art. Die Beziehung der beiden wird auf eine harte Probe gestellt, nicht allein dadurch, dass jeder seine Geheimnisse hat, die auch der bzw. die Liebste nicht wissen darf. Vor allem Wilhelms Leben ist für Lotte ein einziges Fragezeichen. Warum trägt er Uniform, wo er doch gegen die Nazis ist? Und warum verschwindet er immer wieder für Tage oder Wochen? Warum weicht er allen ihren Fragen aus? 

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen: Einmal sind da Lotte, ihre Familie und Wilhelm in den letzten Kriegsjahren, zum anderen gibt es Hazel etwa 70 Jahre später. Sie entdeckt bei Mathilda, einer älteren Dame, der sie ab und zu Gesellschaft leistet, ein Bild mit Mohnblumen, das sie absolut fasziniert. Wie die beiden Geschichten zusammenhängen, erschließt sich dem Leser erst auf den letzten Seiten des Buches.

Der Schreibstil ist einfach wundervoll, mich hat die Geschichte sofort in ihren Bann gezogen. Lediglich die Passagen mit Hazel fand ich verwirrend und teilweise auch störend, weil ich unbedingt wissen musste, wie es mit Protagonistin Lotte weitergeht. Der Sinn der Zeitsprünge erschloss sich mir auch erst am Schluss und ich muss zugeben, dass ich Hazel absolut nicht gebraucht hätte. Das Ende lässt mich auch im Hinblick auf Lotte etwas unbefriedigt zurück, weil so vieles unklar ist und der Fantasie der Leser überlassen wird. Ich hätte mir da einige Ausführungen mehr gewünscht. Hazel und Mathilda verdienen eine eigene Geschichte, hier haben Sie mich etwas gestört. 

Dennoch war ich im Großen und Ganzen von der Geschichte wirklich gefesselt, auch wenn sie einige wenige Schwächen hat. Der Spannungsbogen hielt sich bis zum Schluss und es wurde mir keinen Moment langweilig (die Passagen um Hazel waren zum Glück relativ kurz). Die einzelnen Charaktere sind wunderbar herausgearbeitet und mir teilweise wirklich ans Herz gewachsen. 

Ich kann für das Buch eine klare Leseempfehlung aussprechen und bewerte es mit 4 von 5 Sternen.