Rezension

Für kalte und graue Wintertage bestens geeignet

Winter People - Wer die Toten weckt - Jennifer McMahon

Winter People - Wer die Toten weckt
von Jennifer McMahon

Bewertet mit 3.5 Sternen

1908:
Sara lebt zusammen mit ihrem Mann Martin und ihrer Tochter Gertie auf einem kargen Land knapp unterhalb der sogenannten Teufelshand, einer Felsenformation, die für nichts Gutes steht. Als eines Tages ihre Tochter verschwindet und dann tot aufgefunden wird, zerbricht die Familie, allen voran Sara an diesem Schmerz. Sie will ihre Tochter nicht aufgeben und erinnert sich an ein altes Ritual, welches ihr als Kind übergeben wurde, mit dem sie Gertie für sieben Tage zurückholen könnte. Sara würde alles tun, um selbst nur noch ein paar Tage mit ihrer Tochter verbringen und Abschied nehmen zu können. Doch wer die Toten weckt, muss auch mit den Konsequenzen leben.

Heute:
Ruthie lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester in dem Haus, in welchem einst Sara lebte. Das Dasein unter der Teufelshand ist immer noch beschwerlich und hart, doch die Familie kommt zurecht. Eines Tages verschwindet ihre Mutter spurlos und Ruthie beginnt Nachforschungen anzustellen.
Zu selben Zeit zieht Katherine in das Örtchen, zu dem auch die Teufelshand gehört. Vor zwei Jahren verlor sie ihren Sohn, vor einem halben Jahr ihren Mann. Dieser hat seinen letzten Tag auf Erden in eben dieser Kleinstadt verbracht und sie folgt nun seinen Schritten um zu verstehen, warum ihr Mann sie in diesen Belangen angelogen hat und was zu seinem Tod führte.

Der Klappentext des Buches hörte sich für mich nach einem spannenden Grusel- oder gar Horrorroman an. Dieses Buch hat definitiv auch übernatürliche Elemente und manche davon sind nicht besonders schön, dennoch spielt dies nicht die tragende Rolle. Vielmehr erzählt “Winter People” von Verlust, Trauer, Einsamkeit und deren Bewältigung. Von Sehnsucht, Wünschen und Hoffnungen. Drei Frauen, deren Schicksal miteinander verknüpft ist und die einem großen Geheimnis auf die Spur kommen. Und eine große Geschichte von Liebe über den Tod hinaus und deren Konsequenzen.

Jennifer McMahon hat dieses Buch sehr tief und gut verständlich geschrieben. Durch ihren flüssigen, verständlichen Schreibstil konnte sie das Gefühlsleben der Protagonistinnen sehr gut ausarbeiten. So unterschiedlich die drei Frauen auch sind, man konnte sich doch mit jeder verbunden fühlen und deren Handlungen und Gedanken nachvollziehen.

Bereits sehr zu Beginn des Buches erfährt der Leser leider, wie Saras Geschichte ablaufen und enden wird. Dies nahm für mich die Spannung auf den geschätzten ersten 150 Seiten doch erheblich heraus. So gut auch geschrieben wurde, es wurden eben bis auf das Verschwinden von Ruthies Mutter keine wirklichen Rätsel offen gelassen und da Saras Geschichte sehr präsent und dominant erzählt wird, beherrscht sie das Geschehen dementsprechend. Er später, wenn sich alle Handlungsstränge spürbar miteinander verweben, kommt der Kitzel zurück und lässt einen das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Auch wurde mir der Schluss etwas zu seicht erzählt. Ich hätte mir hier ein etwas dramatischeres, heftigeres Ende gewünscht. Zwar wird alles aufgeklärt und man kann durchaus zufrieden sein, doch meine persönliche Vorliebe mag ein Buch mit fulminantem Finale.

“Winter People” von Jennifer McMahon ist ein tolles Debüt einer Autorin, die sich sehr gut darauf versteht das Innenleben ihrer Charaktere zu schildern, Gefühle weder zu kalt noch zu überschwänglich, sondern genau richtig zu schildern und die einen tollen Schreibstil ihr eigen nennt. Gerade für verschneite, graue, kalte Wintertage in einer stillen Umgebung ein empfehlenswertes Buch.