Rezension

Ganz anders als erwatet.

Das Mädchen, das Geschichten fängt
von Victoria Schwab

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach dem Tod ihres Bruder Ben, zieht Mac mit ihrer Familie in ein neues Leben, was ihre Familie nicht weiß; Mac ist eine Wächterin. Ihre Aufgabe ist es die Chroniken der Toten einzufangen, sollten diese aufwachen und nach draußen gelangen.
Aufgrund des Umzugs wurde ihr ein neues Revier zugeteilt, doch schon bald merkt sie, dass dort alles etwas merkwürdiger von sich geht.
Mehr Chroniken als gewöhnlich finden ihren Weg nach draußen, teils sind die sogar bewaffnet was unter keinen Umständen hätte sein dürfen.
Zusammen mit Roland, einem Bibliothekar im Archiv der Chroniken, versucht sie die Ungereimtheiten aufzudecken, dafür sind sie sogar bereit etliche Regeln zu brechen und nicht nur ihren Job sondern auch ihr eigenes Leben in Gefahr zu bringen.
Und dann ist da noch Wes, ebenfalls Wächter, der ihr immer mehr unter die Arme greift und immer mehr bekommt Mac das Gefühl, dass sie keine Geheimnisse vor ihm haben mag..

Die Gestaltung und der Titel gefallen mir an sich unglaublich gut, leider hat das alles bei mir für vollkommen andere Erwartungen geführt, die in diesem Buch leider nicht vorzufinden sind. Daher finde ich das Cover zu diesem Inhalt einfach recht unpassend, so schön es auch ist. ;)

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass meine Erwartungen und auch Hoffnungen, ganz andere waren als sie hier vorzufinden sind. Natürlich hat das bei mir Enttäuschung hervorgerufen. Ich hatte eher eine etwas märchenhafte Geschichte erwartet, die ruhig und voller Leben ist, Leben im Sinne von die Chroniken leben auf und ihre Geschichten stehen im Vordergrund - das alles war hier leider absolut nicht der Fall.

Nach dem ich mich dann aber auf die vor mir liegende Geschichte eingelassen und meine Erwartungen über Bord geworfen habe, habe ich relativ schnell gefallen an der Geschichte finden können.
Die Autorin bietet seinen Lesern eine wirklich ungewöhnliche und neue Idee, die auf mich sehr reizvoll wirkte. Etwas ähnliches war mir vorher noch nicht unter die Augen gekommen, allerdings empfand ich das ganz dann aber auch schnell als etwas unausgereift.
Die Idee, dass Menschen nach ihrem Tod eine Chronik hinterlassen, eine Hülle ihrer selbst mit all den erlebten Erinnerungen, war wirklich toll. Schade fand ich halt nur, dass man nicht wirklich nahe an diese Erinnerungen heran kommt und man keine wirkliche Chance bekommt mehr über die Geschichten zu erfahren die das Mädchen fängt.

Auch fand ich das ganze Konstrukt von Wächtern, Bibliothekaren, Archiv der Chroniken und Crew-Mitglieder ect. insgesamt sehr oberflächlich behandelt. Ich hätte mir in vielerlei Hinsicht mehr Informationen gewünscht und häufig fehlte mir auch die detaillierte Beschreibung mancher Dinge, so dass die halt eher mit Fragezeichen verbunden blieben.
Auch hätte ich gerne mehr Sinn hinter den ganzen Chroniken gesehen, wieso müssen sie behütet werden, wieso existieren sie überhaupt?
Da flammten bei mir einige Fragen auf, die dieser Teil zumindest nicht beantworten kann, dadurch wirkt die ganze Nummer teils nur wenig plausibel.

Trotz dessen hat es mir halt doch große Freude bereitet Mac auf ihrer Aufgabe zu begleiten, schön fand ich vor allem, dass sie mal kein Protagonist war, der erst alles lernen musste sondern schon voll dabei war. Auch wenn es schön war, dass es immer wieder Flashbacks gab in denen man mehr von ihrer Ausbildung erfahren hat und das deutlich zeigte wie wichtig es für sie war, alles gut zu machen was ihr Großvater ihr lehrte. Ich fand daran vor allem auch interessant, dass man dadurch eine recht gute Entwicklung der Protagonistin ausmachen konnte.
Selbstbewusst und starrköpfig schien sie auch vorher schon gewesen zu haben, aber sie hat einfach an enormer Sicherheit gewonnen und das merkt man recht gut. Auch haben sie die Schattenseiten des Wächter Daseins immer mehr eingeholt, sie belügt immer mehr ihre Eltern, kann zu ihnen kaum Nähe halten, all das sorgt für Distanz und Einsamkeit und auch wenn Mac sie gut verbirgt, spürt der Leser sie.
Ein wirklich guter Aspekt, denn es ist schön zu sehen, dass eine so wichtige Aufgabe und auch ehrbare Aufgabe nicht nur positives bringt.
Auch generell hat sie mir als Charakter gut gefallen, auch wenn mir ihre Denkweise teils einfach auch ein bisschen zu Ich bezogen waren, natürlich ist es verständlich; sie hat viel durch gemacht und musste herbe Verluste einstecken und hat dann noch ein Haufen Geheimnisse die sie vorerst mit niemanden teilen kann, aber dennoch gibt es auch noch die anderen und denen geht es ebenfalls nicht besser. Hätte mir da mehr Weitsicht von ihrer Seite aus gewünscht.

Die anderen Charaktere blieben alle recht schwach gezeichnet und kamen auch nicht wirklich dazu viel von ihrer Persönlichkeit zu zeigen, bei Wes war es einfach nur schön zu sehen, dass durch ihn Mac immer mehr in der Lage ist auch mal wieder ein bisschen Glück ins Leben zu lassen und durch ihn lernt sie und beginnt über gewisse Dinge anders zu denken. Er hilft ihr also in ihrer Entwicklung weiter, viel eigene Persönlichkeit bringt er bis auf ein hervorstechendes Aussehen eigentlich nicht mit sich, was halt auch ein bisschen schade ist.

Es war vollkommen anders als erwartet, dennoch eine interessante und spannendere Geschichte, ich hätte mir nur gewünscht, dass einen die Autorin noch tiefer in die Materie hätte eintauchen lassen. ;) Dennoch ein Buch was ich als lesenswert bezeichnen würde. :)