Rezension

gewaltig

Mitternachtsschwimmer -

Mitternachtsschwimmer
von Roisin Maguire

Der Roman ist gewaltig und das in mehrfacher Hinsicht. Die Sprache ist so klar und deutlich, dass sie mich teilweise beim Lesen mit voller Wucht getroffen hat, auch die Beschreibung der Gezeiten, des Meeres und der rauen Lebensbedingungen sind gewaltig und die Charaktere sowie ihre Probleme ebenfalls. Es ist interessant zu sehen, wie sich Menschen, die eigentlich auf Abstand gehen wollen und ihre Probleme für sich selbst lösen wollen, dann doch irgendwie magisch anziehen und zusammentreffen, ob sie es wollen oder nicht. Gleich wie die Launen des Meeres, stürmisch und rau und dann wieder mal sanft und wunderschön. Die Stimmung ist zum Großteil düster und angespannt, aber am Ende bemerkt man die kleinen schönen Momente und die Hoffnungsschimmer mit der Aussicht auf positive Veränderung, die schon im Gange ist. Der gehörlose Luca ist eine weitere Bereicherung für den Roman. Da sein Umfeld ihn nicht für voll nimmt oder sogar für geistig eingeschränkt, nimmt er für sich selbst viel mehr wahr, als gut für ihn wäre. Er äußert sich oft durch Trotz und Wut, aber erkennt sehr gut, wer es ernst mit ihm meint und wie er seine Grenzen ausloten kann. Abseits der Stadt und umgeben von neuen Menschen, kann er seine eigene Identität herausfinden, genau wie Evan, der sich nach Aufgabe seines Jobs und durch seinen Rückzug nun auch der Trauerarbeit um die verstorbene Tochter widmen kann, ohne sich verstellen zu müssen.