Rezension

Gruselig atemberaubend

One Of Six - Verrat -

One Of Six - Verrat
von Kim Nina Ocker

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe von Kim Nina Ocker mal vor vielen Jahren ein Buch gelesen und war danach nicht sonderlich angetan. Das hat mich selbst damals verwundert, denn ich lese innerhalb von New Adult speziell die deutschen Autorinnen sehr gerne und gebe ihnen eine Chance. Aber da es damals nicht so recht Klick machen wollte, habe ich bislang immer einen Bogen um die Autorin gemacht, habe aber natürlich sehr wohl mitbekommen, wie viele Bücher sie seitdem veröffentlicht hat und sie also definitiv einen Nerv trifft. Mit „One Of Six“ war ich nun an dem Punkt, wo ich wieder eingehakt habe. Ich habe immer schon gerne auch mal Suspense mit einer schönen Portion Romantik gelesen und dieser Klappentext hat nichts anderes ausgedrückt und deswegen dachte ich, dass es doch jetzt passen könnte und wie es gepasst hat!

Zunächst gleich das Wichtigste vorweg: ich kann den Februar, wo der zweite und finale Teil erscheint, kaum abwarten, denn dieser Auftakt war wirklich richtig, richtig gut. Und das Beste? Ich habe zig Theorien im Kopf, wer es sein könnte, aber keine Theorie davon ist in Stein gemeißelt und das ist für mich das Geniale, denn das heißt, die Autorin hat in keiner Weise voraussehend geschrieben. Sie hat die Perspektive aus der Sicht des oder der Täter/in so unkonkret gelassen, dass man eigentlich nie einen Schritt näher gekommen, außer eben bei der letzten vielleicht, die aber auch nur den Personenkreis einengt. Aber diese Kapitel waren eben auch so wichtig, weil sie enorm zur Stimmung beigetragen haben. Wenn eine so wenig zimperliche Person im Hintergrund ihre Fäden spinnt, dann wird auch für den Rest deutlich, da kann alles passieren, was zusätzlich dann die Atmosphäre angeheizt hat. Hier tut Ocker nicht auf Grusel, sondern sie schafft gerade nach hinten raus auch echt Fakten. Ich gucke heute wirklich ungerne Grusel- oder Horrorfilme, aber als Jugendliche bin ich in der Gruppe doch an einige Franchises herangeführt worden und ich musste speziell irgendwie an Final Destination denken und das ist als Kompliment gemeint. Gut, dass ich sowas besser lesen als gucken kann, denn ich war schon sehr angespannt, aber in einem für mich genau rechten Maß.

Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben, wobei die Perspektive von Luca doch deutlich häufiger verwendet wurde als die von Devan. Während Luca wirklich wie ein offenes Buch wirkt, der man vermeintlich nicht misstrauen muss, ist alles rund um Devan viel geheimnisvoller, sicherlich sehr, sehr bewusst. Andererseits muss ich sagen, dass ich auch das Thema Luca nicht völlig abgehakt habe. Es wäre verrückt, aber was Geniales hätte es irgendwo auch. Wir wissen auf jeden Fall, dass sie noch etwas verbergen muss, wenn sie nicht die Täterin ist, denn sie ist schließlich nicht umsonst ausgewählt worden. Aber auch wenn um alle Figuren etwas Mysteriöses gesponnen ist, ich fand Luca und Devan dank ihrer Perspektiven sehr greifbar und es hat sehr geholfen, alles durch ihre Augen zu erleben. Beide haben für das Genre auch die gute Mischung aus berechtigter Besorgnis, aber dennoch dem Mut, sich nicht nur in der Ecke zu verkriechen, sondern eben aktiv etwas zu tun. Das war genau richtig, auch weil es die Dynamik zwischen ihnen natürlich schnell auf das Level gebracht hat, was es brauchte. Denn indem sie sich eben so wichtig waren, hat vieles von der Handlung auch gut funktioniert und sich logisch erklärt. Ich fand die Dosierung dieses romantischen Interesses mit der Prise Erotik auch gut im Maß, denn wäre es mehr gewesen, dann hätte ich mir doch gedacht, ob diese hormonelle Steuerung nun wirklich angebracht gewesen wäre.

Denn wie gesagt, es ist wirklich spannend geworden und es fühlt sich wirklich nach Gefahr an. Es hat sich auch konstant im Niveau gesteigert worden, denn von den Fußstapfen hin zu dem finalen Showdown auf dem Berg, oh weh. Ich persönlich wäre wohl viel früher ausgestiegen, aber mit den Figuren zusammen war es ein wilder Ritt, wo ich bis zum Ende mitgefiebert habe. Auch wenn ich den anderen Figuren wie Ana, Christine und so sehr skeptisch gegenüber bin, so finde ich es aber gut, dass sie diese Aura haben, denn sonst würde das Buch nicht funktionieren. Es ist schon ein bisschen was verraten worden, aber dieser erste Teil erzeugt erstmal die Stimmung und schafft die Grundlagen, aber der große Knall wurde so aufgehoben für den Abschluss und ich hoffe wirklich, dass dieser nun das bestätigen kann, was ich mir nun einfach erwarte.

Fazit: Kim Nina Ocker, ich habe dich jetzt wieder auf dem Schirm, für dieses Genre auf jeden Fall, denn ich bin wirklich überrascht worden, wie geschickt diese Suspense-Geschichte gestrickt wurde. Es war stets eine gruselige und spannende Stimmung da und gerade weil das Geschehen nicht zimperlich ist, wirkt es auch richtig echt. Ein sehr, sehr gutes Buch, das erzeugt, was es soll und nun bitte einmal schnell den Februar serviert!