Rezension

historische Fiktion mit Abstrichen

Die Tochter des Doktor Moreau -

Die Tochter des Doktor Moreau
von Silvia Moreno-Garcia

Ich wollte das Buch wirklich lieben, mich genauso gefangen nehmen lassen wie von „Der mexikanische Fluch“ und dieses ziehen in der Magengrube wieder spüren, das ich bei der Lektüre dieses Buches gespürt habe. Eine Prise Horror, eine Prise mexikanische Geschichte, gewürzt mit dem fremdartigen Gewürz.

Die Bausteine hierzu lagen vor mir auf dem Boden. Aber ich war nicht in der Lage sie anständig und zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen. Doch beginnen wir am Anfang:

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: Carlotas und Montgomerys. Carlota Moreau wächst abgeschieden und fern von der zivilisierten Welt im Dschungel auf. Auf dem Anwesen, auf dem sie lebt, führt ihr Vater gemeine Experimente durch. Man kommt schnell dahinter, dass die Experimente Kreuzungen sind. Soweit ganz spannend. Carlota wirkte gleichermaßen gebildet wie naiv auf mich. Kurzum - ich wurde einfach nicht warm mit ihr. Als der Sohn von Dr. Moreaus Geldgeber ihr schöne Augen macht, stürzt sie sich sofort in die Liebe hinein, und hält und hofft bis zum dramatischen Ende, während Eduardo - der Sohn - einfach nur ein Mann der nicht so netten Sorte ist. Ich konnte mit der Anlage ihres Charakters nicht wirklich viel anfangen. Als Gegenpart hat die Autorin ihr Montgomery entgegen gestellt, ein Angestellter ihres Vaters, der von der Welt und der Liebe schon viel gesehen hat. In seinen Versuchen, sie zu beschützen, wirkt er beinahe verzweifelt. Die beiden geraten auch öfter mal in heftige Auseinandersetzungen. Zudem ist ihm die störrische Melancholie förmlich auf die Stirn tätowiert. Manchmal waren ihre Auseinandersetzungen witzig, manchmal aber auch nervig.

Die Inspiration war wiederum klasse gewählt. Vor dem realen Hintergrund eines blutigen Krieges zwischen der europäischen und gemischt mexikanischen Bevölkerung und Maya-Rebellen, gepaart mit H.G. Wells. Wells schrieb über einen Schiffbrüchigen, der, auf einer Insel voller seltsamer Kreaturen gelandet, Vivisektionsexperimente durchführte. Man strebte im 19. Jahrhundert danach, die Formbarkeit des Lebens auszuloten. Natürlich waren diese umstritten. Die Experimente, die der fiktive Dr. Moreau durchführte, sind gruselig, wollte er doch Tiere in Menschen verwandeln. Das Konzept fand ich unglaublich spannend, keine Frage. Genau mit diesen Experimenten bevölkerte Carlotas Vater sein Anwesen (einige davon habe ich wirklich lieb gewonnen).

Trotzdem konnte mich das Buch nicht abholen. Es plätscherte für mich gefühlt nur so dahin. Ich verfolgte Carlota, wie sie Liebe und Leid kennen lernt, aber der Funke sprang für mich nicht über. Ich habe das Buch zur Seite gelegt, wieder zur Hand genommen, ein paar Seiten gelesen. Wieder zur Seite gelegt. Dann lag es tagelang vernachlässigt auf meiner Couch, während ich mich durch andere Bücher fraß. Das Buch war einfach nicht meins - was ja auch mal sein kann.

Fazit? Ein spannender Ansatz, der mich aber leider nicht abholen konnte. Lest „Der mexikanische Fluch“ von der Autorin, wenn ihr euch von ihrem Talent, Geschichten mit leisen klassischen Horrorelementen zu erzählen, überzeugen wollt.