Rezension

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Eine Hazienda und ihre Geheimnisse

Die Tochter des Doktor Moreau -

Die Tochter des Doktor Moreau
von Silvia Moreno-Garcia

Bewertet mit 3 Sternen

„Die Tochter des Doktor Moreau“ ist an H. G. Wells‘ Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Roman „Die Insel des Dr. Moreau“ angelehnt. Während das Original im Südpazifik spielt, ist die Handlung von Silvia Moreno-Garcias Roman zur selben Zeit auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan angesiedelt.

Dort lebt Doktor Moreau mit seiner Tochter Carlota, der Haushälterin und den beiden „Kindern“ Lupe und Cachito auf einer abgelegenen Hacienda mitten im Dschungel. Was es mit den Forschungen des Doktors auf sich hat, erfährt der Leser erst nach und nach: er erschafft Hybride, Kreuzungen zwischen Mensch und Tier. Finanziert werden die Forschungen durch den reichen Besitzer der Hacienda, Lizalde, der die Hybriden als Arbeitskräfte einsetzen möchte. Lizalde ist es auch, der den Briten Montgomery als Verwalter auf die Hacienda bringt. 

Die Geschichte beginnt gemächlich, als Leser lernt man die Umgebung kennen und erfährt Geschichtliches, beispielsweise, dass die einheimische Bevölkerung von den Kolonialisten unterdrückt und gejagt wird. Die Geschichte wird abwechselnd aus Carlotas und Montgomerys Sicht erzählt.

Nach einigen Jahren kommen Besucher: Lizaldes Sohn und Neffe wollen sich unter einem Vorwand Zutritt zur Hacienda verschaffen. Sie sind schockiert, als sie die Hybriden sehen. Lizalde hat zu diesem Zeitpunkt bereits angekündigt, Moreaus Forschung nicht weiter zu unterstützen, was für diesen einer Katastrophe gleichkommt. Um dies abzuwenden, will er seine Tochter instrumentalisieren.

Ich wusste nicht, dass es sich um einen Fantasy/Science Fiction Roman handelt, sonst hätte ich wahrscheinlich gar nicht danach gegriffen. Doch hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Es ist spannend und wirft darüber hinaus Fragen auf wie „Welches Leben ist schützenswert? Nur das Leben von Menschen? Was ist mit den Hybriden, sind sie Menschen oder Tiere? Auch die Einheimischen werden als Menschen zweiter Klasse beschrieben, die sich den Wünschen der Kolonialherren unterzuordnen haben. Gefallen hat mir auch Carlotas Entwicklung vom fügsamen kleinen Mädchen zu einer selbstbewussten Frau, die ihren Platz und ihre Aufgabe im Leben gefunden hat. Ich habe dieses Buch mit Vergnügen gelesen.