Rezension

Ist das was ich bekomme wirklich das was es ist?

Ich bin Tess - Lottie Moggach

Ich bin Tess
von Lottie Moggach

Bewertet mit 3.5 Sternen

Leila ist Mitte Dreißig und lebt gemeinsam mit ihrer Mutter in London. Die junge Frau hatte schon als Kind wenig Freunde, doch als erwachsene Frau hat sie auch nicht viel mehr Lust mit jemanden aus ihrer näheren Umgebung eine Freundschaft einzugehen. Sind diese Personen doch ohnehin eher oberflächlich, einfältig und daher nicht nach ihrem "Geschmack".
Eines Tages erkrankt Leilas Mutter an Multiple Sklerose und stirbt daran. Nun ist sie ganz auf sich allein gestellt. Daher zieht Leila in eine kleine Wohnung in den Ortsteil Rotherhithe und verdient sich nun als Spieletesterin ihren Lebensunterhalt. 

Auch in ihrer Freizeit fühlt sich Leila in der Computerwelt am besten aufgehoben. Ihr Lieblingsspiel ist World of Warcraft, in dem sie schnell sehr erfolgreich ist. Von den anderen Mitspielern wird sie gebeten sich ihrer Gilde anzuschließen und bald ernennen sie die erfolgreiche Spielerin bei verschiedenen Kämpfen zur Anführerin. Dort erfährt Leila von einem User dann auch etwas über ein Philosophie-Seite namens Redpill. 
Es dauert nicht lange und schon findet sich die junge Frau auf dieser Internetseite wieder und ist sogleich restlos begeistert davon. Endlich hat sie eine Seite gefunden auf der es nicht nur um uninteressante Banalitäten, sondern um interessante Fragestellungen des Lebens geht. Auch bei dieser Gemeinschaft gelingt es ihr schnell sich zu etablieren und sich einen guten Ruf zu erarbeiten. Sie scheint so "talentiert" zu sein, dass sich Adrian, der Schöpfer dieser Internetportals, mit ihr zu einem F2F Meeting treffen möchte. Völlig enthusiastisch macht sich Leila auf dem Weg zum Treffpunkt. Nach einem langen Gespräch, in dem sie immer wieder zu hören bekommt wie außergewöhnlich sie und klug ihre Sichtweisen sind, stellt Adrian ihr am Ende die eigentliche Frage seines Anliegens. Er möchte wissen, ob sie bereit ist einer Frau zu helfen die sich auf Grund einer Krankheit, die zwar nicht lebensbedrohlich jedoch sehr lebenseinschränkend ist, umbringen möchte. Diese Frau möchte allerdings die ihr nahestehenden Personen nicht unglücklich machen. Daher hat sie es bislang nicht in die Tat umgesetzt. Doch nun sei ihr eine Möglichkeit eingefallen, wie sie ihren Plan verwirklichen könne, allerdings braucht sie dazu Hilfe. Und nun liegt es an Leila sich zu entscheiden.
 

Meine Meinung:
Die Geschichte wird aus Leilas Perspektive erzählt. Der Leser kommt an der Stelle hinzu, an dem die junge Frau die Geschichte bereits erlebt hat und nun rückwirkend versucht diese so realitätsgetreu und sachlich wie möglich zu dokumentieren. Diese Zeitsprünge zu Leilas aktuellen Situation und dem bereits Erlebten zogen mich noch mehr in die Geschichte hinein. Lottie Moggachs Schreibstil übte auf mich eine regelrechte Magie aus, so dass es mir schwer fiel vom dem Buch weg zu kommen. Zudem geliegt es ihr den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau zu halten.  
Die Charaktere sind gut beschrieben, so dass man sich in den jeweiligen Akteur gut hineinversetzen und seine Handlungs- bzw. Sichtweise, auch wenn man sie nicht teil, nachvollziehen kann.
Die Autorin beschäftigt sich nicht nur mit einem umstrittenen Thema, sondern auch mit der Faszination und den Gefahren des Internets bzw. der sozialen Netzwerke. Für mich wurde durch die Geschichte vor allem deutlich, dass man sich bei den Dingen, die man im Netzwerk antrifft nie ganz sicher sein kann ob sie in der Realität wirklich so sind, wie sie einem erscheinen.

Fazit:
Eine bewegende und spannende Geschichte die den Leser, trotz des kontrovers diskutierten Themas, in den Bann zieht.