Rezension

Jugendliebesroman mit ernsten Anklängen

Das Glück an meinen Fingerspitzen - Julie Leuze

Das Glück an meinen Fingerspitzen
von Julie Leuze

Bewertet mit 4 Sternen

Jana besucht nach bestandenem Abitur ihren Onkel in Kanada. Sie begleitet ihn auf eine einsame Insel, wo er Wölfe und Bären erforschen möchte. Die kanadische Wildnis und ihre Tierwelt werden im Buch durchweg spannend und gut beschrieben. Jana möchte in der Einsamkeit über ein Erlebnis hinwegkommen, vergessen was ihr widerfahren ist. Was das ist wird zunächst Stück für Stück nur angedeutet, so dass der Spannungsbogen beim Lesen hoch bleibt. Der Leser rätselt, um was es geht und liest immer neugierig weiter, das ist der Autorin sehr gut gelungen. Ähnlich verfährt sie mit Lukes Schicksal. Der junge Mann ist auf seiner Tour verunglückt und hat sich verletzt auf die einsame Insel retten können. Genau wie Jana schleppt er schweren Ballast mit sich herum, der dem Leser und Jana nach und nach offenbart wird.

Als Janas Onkel von seinem Erkundungsgang nicht zurückkehrt begreifen die Beiden, dass sie selber handeln müssen. Jana und Luke gehen unterschiedlich mit der Situation um, sie haben unterschiedliche Kenntnisse und profitieren voneinander. Sie lassen sich aufeinander ein, um gemeinsam die Situation zu meistern. Über die langsame gegenseitige Annäherung gelingt es ihnen sich mit dem Schicksal auszusöhnen, weglaufen und vergessen hilft ja bei den wenigsten Problemen.

Die Autorin verpackt in den Problemen ihrer Protagonisten geschickt aktuelle, brisante Themen. Diese möchte ich hier nicht spoilern, sie sind jedoch sehr nachvollziehbar, teilweise leider an der Tagesordnung vieler Jugendlicher.

Jana und Luke gelingt es durch ihre Liebe zueinander die Probleme und die negativen Gefühle, die sie aus der Vergangenheit belastet haben, zu überwinden. Es ist der Autorin hoch anzurechnen, dass sie gerade bei diesen Themen nicht in den Kitsch abgerutscht ist.

Die Kapitel erzählen abwechselnd aus Janas und Lukes Sicht, so dass man alles sehr gut nachvollziehen kann. Einige Kapitel sind mit Insel betitelt. Die Perspektivwechsel unterstützen den Spannungsbogen geschickt.

Die Natur auf der einsamen Insel wird zunächst sehr romantisch geschildert, wenn man sie verletzt und ohne ernst zu nehmende Hilfsmittel durchwandern muss, ändert sich der Eindruck schlagartig. Wölfe, Bären und auch Waschbären können bei Direktkontakt schon beängstigend wirken. Die Beschreibungen der kanadischen Natur lösten dennoch Fernweh bei mir aus.

Das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen. Die Story wurde zwar rund abgeschlossen, jedoch hätte sich die Autorin hier meiner Meinung nach ein paar Seiten mehr Zeit nehmen können. Aber das ist Geschmackssache.    ;-)

Dem Ravensburger Verlag vielen Dank für das Freiexemplar.