Rezension

Kein typischer Thriller

Eine bittere Wahrheit
von Nicci French

Bewertet mit 4 Sternen

Tabitha kommt nach Jahren zurück in das Dorf ihrer Kindheit, warum weiß sie selber nicht so genau, schließlich hat sie sich schon damals nicht wirklich heimisch und zugehörig gefühlt. Auch jetzt ist sie eher eine Außenseiterin, ihre eigenbrötlerische, ruppige Art gefällt den Dorfbewohnern nicht und ausser zu Andy, einem ortsansässigen Handwerker, hat sie zu niemandem engeren Kontakt. Als in ihrem Schuppen die Leiche ihres Nachbarn gefunden wird, ist es nicht verwunderlich, dass ihr Alle diese Tat zutrauen und Hilfe kann sie beim beweisen ihrer Unschuld nicht erwarten. 

Das Buch ist kein vor Spannung strotzender Krimi, im Gegenteil, streckenweise zieht sich die Geschichte sogar ziemlich, dreht sich quasi im Kreis, immer wieder werden die gleichen Gedankenspiele Tabithas durchgenommen. Hier heißt es tatsächlich etwas durchbeißen und dran bleiben, denn nach solchen Phasen folgen auch immer welche, in denen man die Hauptfigur am liebsten ohrfeigen würde für ihr unbeherrschtes Verhalten, für ihre Naivität, in denen man sie schütteln und anschreien möchte, um sie aus ihrer Lethargie zu reißen. 

Die Geschichte beginnt direkt mit der Tat, welche dann im weiteren Verlauf aufgeklärt wird. Um den, nicht unbedingt neuen Plot interessant zu machen, wird die Detektivarbeit von Tabitha selbst, aus dem Gefängnis heraus geleistet. Nur aus Gesprächen und den Aufzeichnungen einer Überwachungskamera will sie die Tat rekonstruieren und den wahren Täter finden. Ermittlungen unter erschwerten Bedingungen, bei denen der Leser aber gut mit puzzlen kann.

Der Stil des Aurorenpaares ist alt bewährt gut und konstant, Leser, die es auch gern mal etwas ruhiger, aber hintergründig in ihrem Thriller mögen werden sich gut unterhalten fühlen. Actionszenen und viel Blut findet man hier nicht. Die Geschichte fächert sich im Verlauf immer mehr auf, mit jedem neuen Puzzleteil kommen neue Bosheiten und Geheimnisse ans Licht, die unter der vermeintlichen Idylle des Dorfes schlummern. 

Hier ist der Blick hinter die Fassade das Spannende, die Dynamik der Dorfgemeinschaft und die Abgründe im Einzelnen. das Buch ist auf eine unbestimmte Weise düster und bedrückend, ähnlich wie das Wetter am Tag des Mordes.