Rezension

Keine gute Adaption in die Gegenwart

Northanger Abbey - Val McDermid

Northanger Abbey
von Val McDermid

Bewertet mit 3 Sternen

Catherine Morland, Cat genannt, ist 17 Jahre und liebt es, in ihren Büchern zu versinken. Besonders angetan haben es ihr Vampirromane.
Cats Vater ist Pfarrer und sie leben in einer ruhigen, ländlichen Gegend.
Als ihre Nachbarn anbieten, Cat mit nach Edinburgh zu einem Kulturfestival zu nehmen, nimmt sie das Angebot sehr gern an. Sie hofft auf Abwechslung  und Abenteuer und ist froh, dem Zuhause für kurze Zeit entkommen zu können.
In Edinburgh prallt die Kultur auf Cat. Als sie zu einer Tanzveranstaltung geladen wird, soll sie vorher noch die dort üblichen Tänze erlernen.
In der Tanzschule lernt sie Henry Tilney, einen jungen Anwalt kennen. Auf Anhieb verliebt sie sich in ihn und hofft nun ständig, ihn bei einer der Veranstaltungen treffen zu können.
In Bella Thorpe findet sie eine Freundin, mit der sie sich über alles unterhalten und austauschen kann. Zufällig erfährt sie auch, dass sie die Freundin ihres Bruders James ist, so dass ihr Verhältnis noch inniger wird.
Während Cat Henry anhimmelt, versucht derweil Bellas Bruder Johnny bei Cat Eindruck zu schinden. Seine Selbstdarstellung und Wirkung auf Cat interpretiert er zu seinen Gunsten.
Cat lernt Eleonor, Ellie genannt, die Schwester von Henry, kennen und fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Ellie und Henry haben einen sehr despotischen Vater, der Probleme hat, eine Meinung zu akzeptieren, die nicht seine ist. Als Ellie von diesem eingeladen wird, kann sie diese Meinung nicht völlig teilen, ist er ihr gegenüber aufgeschlossen und höflich.
Henrys Vater will mit seinen Kindern wieder nach Hause fahren, nach Northanger Abbey und lädt Cat ebenfalls ein, sie zu begleiten, was diese sehr gern annimmt.
Cats Gefühle und Gedanken zum Thema Vampire, für die sie die Thorpes insgeheim zählt, überschlagen sich, als sie das alte Gemäuer Northanger Abbey sieht ...

Ich bin an dieses Buch ziemlich vorurteilsfrei herangegangen, ich kenne weder das Original von Jane Austen noch habe ich bisher etwas von Val McDermid gelesen. Von daher war ich gespannt, wie die Adaption eines Klassikers umgesetzt wurde.

Das Original wurde vor 200 Jahren geschrieben und auch in diese Zeit angesiedelt. Die Adaption spielt in der Gegenwart im 21. Jh. 
Doch trotz der modernen Errungenschaften wie Facebook, Handy und schnellen Autos fühlte ich mich in die damalige Zeit zurückversetzt.
Die auferlegten Gesellschaftsregeln passen nicht in die Gegenwart.

Vieles passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit, wie zum Beispiel die dominante Stellung von Henrys Vater, der den Kindern vorschreibt, was sie zu tun haben. Cats verträumte Vorstellung von Vampiren, die mir zu penetrant in dem Buch vorkam und einer heutigen 17-jährigen nicht mehr voll gerecht wird.

Die Protagonisten konnten leider alle keine Sympathiepunkte bei mir sammeln.
Cat, lieb und nett, sieht immer nur das Gute im Menschen und glaubt nicht daran, dass man sie manipulieren will, schon gar nicht Menschen, an denen ihr viel liegt. Ganz zu schweigen von ihrem Tick mit den Vampiren.
Henry ist wie ein flatternder Vogel, mal ist er da, schon verschwindet er wieder. Er versteht sich mit seiner Schwester, aber gemeinsam kommen sie nicht gegen ihren Vater an.
Bella ist nur solange eine Freundin, wie es ihren eigenen Interessen förderlich ist und manipulierend. Noch schlimmer jedoch ist ihr Bruder Johnny, der in seiner Selbstherrlichkeit wie ein Kotzbrocken daher kommt. 
Wirklich wohlfühlen konnte ich mich bei den Protagonisten nicht.

Irgendwie habe ich mir von dem Roman mehr versprochen, Spannung und etwas geheimnisvoll Düsteres. Leider wurde ich da enttäuscht.

Die Geschichte wirkte stellenweise gestelzt und gestellt, wie konstruiert. Richtig glücklich bin ich mit ihr nicht geworden, zumal sie mir nicht wie in die Gegenwart versetzt vorkam.
Ein interessantes Experiment mit der Adaption in die Gegenwart, aber durchaus ausbaufähig.