Rezension

Schöne Adaption des Klassikers

Northanger Abbey - Val McDermid

Northanger Abbey
von Val McDermid

Bewertet mit 3.5 Sternen

Catherine Morland ist 17, Pfarrerstochter, und kommt nur selten aus dem kleinen Dorf Piddle Valley heraus. Als sich für sie die Möglichkeit ergibt, mit ihren Nachbarn auf ein berühmtes Kulturfestival nach Edinburgh zu fahren, ergreift sie die Chance und hofft, ein Abenteuer zu erleben, wie sie es sonst nur aus ihren Büchern kennt. Und tatsächlich - sie verliebt sich prompt in den jungen Rechtsanwalt Henry Tilney und nimmt seine Einladung an, ihn auf dessen Familiensitz zu besuchen. Doch besagter Familiensitz, Northanger Abbey, macht einen ziemlich düsteren und geheimnisvollen Eindruck. Könnte hier eines dieser Verbrechen stattgefunden haben, von denen Cat sonst immer in ihren Schauerromanen liest? Sie macht sich zwischen all den alten Gemäuern auf die Suche nach einem dunklen Geheimnis..

Als großer Fan von Jane Austens Werken liebe ich alles rund um ihre Bücher und sämtliche Adaptionen, daher stand für mich sofort fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss.

Die Geschichte hält sich sehr nah am Original, was mir sehr gut gefallen hat. Denn das Original ist einfach ein wunderbares Buch mit einer tollen Grundstory und da diese weitestgehend übernommen wurde, hatte diese moderne Fassung direkt den ersten Pluspunkt bei mir. Natürlich spielt das Buch zur heutigen Zeit und viele moderne Elemente werden verwendet. So benutzt Cat zum Beispiel oft ihr Handy oder erwähnt Bücher wie "Twilight" und ist somit ein normaler Teenager. Toll fand ich dann, dass die Grundstory aber vom Original übernommen wurde, da dies für einige witzige und außergewöhnliche Szenen gesorgt hat. Denn während es damals zum Beispiel noch normal war, als junges Mädchen einer Pfarrerstochter nur sehr wenig umher zu kommen oder einen längeren Besuch bei fast Fremden ohne Bedenken anzunehmen, so wirken diese Szenen im modernen Kontext gesehen oft sehr ungewöhnlich und haben mich an einigen Stellen schmunzeln lassen. Auch die Charaktere haben auf mich aus heutiger Sicht etwas übertrieben und ungewöhnlich gewirkt, da sie stark ans Original angelehnt sind. Dadurch entstand für mich ein ganz besonderer Charme, der das Buch ausmacht.

Und auch spannungstechnisch kann ich nicht meckern. Da ich das Original schon kenne und wusste, wie die Geschichte ausgeht, konnte mich der Handlungsverlauf natürlich nicht großartig überraschen. Dennoch wurde mir zu keinem Zeitpunkt langweilig und die Autorin hat es, durch ihre modernen Elemente, geschafft Spannung aufzubauen und den Leser zu überraschen.

Schade hingegen fand ich, dass auch die Sprache versucht wurde, dem Original anzugleichen. Zwar hat Val McDermid dies meiner Meinung nach gut hinbekommen (einer Meisterautorin wie Jane Austen sprachlich nachzueifern ist schließlich kein Kinderspiel), aber dieser historisch angelehnte, teils geschwollene Schreibstil wollte für mich dann doch nicht so recht zu den vielen modernen Elementen passen. Hier tat ich mich besonders am Anfang etwas schwer und es dauerte ein wenig, bis ich in die Geschichte hineinfand, da diese zwei Komponenten für mich nicht so recht ein Ganzes ergeben wollten.

Dennoch hat mir das Buch insgesamt gut gefallen. Zwar konnte mich der Schreibstil nicht überzeugen, dafür fand ich es toll, dass sich inhaltlich sehr am Original orientiert wurde und durch die modernen Elemente oft witzige Szenen entstanden. Das passte für mich ebenfalls zum Original - denn Jane Austen wollte mit ihrem Roman die damaligen Gruselgeschichten aufs Korn nehmen und diese besondere Stimmung, wenn auch in anderer Weise, ließ sich hier definitiv wiederfinden. Daher für mich trotz kleinerer Schwächen dennoch ein nettes Buch, das man unabhängig davon lesen kann, ob man das Original schon kennt oder nicht.