Rezension

Lasst euch das Märchen der Zukunft erzählen!

Die Luna-Chroniken, Band 3: Wie Sterne so golden - Marissa Meyer

Die Luna-Chroniken, Band 3: Wie Sterne so golden
von Marissa Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

"Als sie noch ein Kind war,
schloss die Zauberin sie in einen Turm,
der weder Treppe noch Türe hatte."
S. 7

!Spoilerfrei!

Zum Inhalt

Mit dem dritten Band des Science Fiction Märchens entführt uns Marissa Meyer wieder in die ungewisse Zukunft ...

Im ersten Band lernten wir Cinder kennen, den Cyborg, die auf dem Ball des Prinzen ihren Fuß verlor
- in Band 2 trafen wir Scarlet mit der roten Kapuze, deren Großmutter von Wolf entführt wurde und
- in Band 3 geht es um Cress mit den langen blonden Haaren, die seit sieben Jahren eingesperrt in einem Satelliten in der Erdumlaufbahn kreist

Sie alle leben in einer Zukunft, in der die Menschen der Erde sich zu einem Staatenbund zusammen geschlossen haben, dessen Oberhaupt Kaito in Neu-Peking residiert. Den Menschen drohen Gefahren, denn seit einiger Zeit grasiert die Krankheit Letumose, auch blaue Pest genannt. Noch wurde kein Heilmittel gefunden, doch die Forschung der Ärzte läuft auf Hochtouren.
Aber auch von außerhalb zieht eine Gefahr in Gestalt von Königin Levana herauf. Sie herrscht über den Mond, die Republik Luna und strebt seit langem nach der Macht, die Staaten der Erde zu kontrollieren. Dabei ist ihr jedes Mittel recht und die Menschen scheinen ihr kaum etwas entgegen setzen zu können, denn die Lunarier beherrschen eine Gabe, mit der sie die Gefühle und Handlungen anderer unter Kontrolle bringen können.

Wie das alles zusammenhängt und wie sich die Wege dieser außergewöhnlichen Charaktere kreuzen, erzählt die Autorin in einer beeindruckenden, spannenden Geschichte ...

Meine Meinung

Als erstes muss ich das Cover erwähnen, dass hier mit den langen Haaren von Cress die Verbindung zum Märchen Rapunzel zeigt. Auch hier hat mich wieder erstaunt, wie leicht die typischen Merkmale des Märchens in die Geschichte verwoben wurden und ein stimmiges Bild mit der Handlung ergaben.

Dieses Mal bin ich anfangs nicht so leicht in die Handlung eingestiegen. Woran es lag, kann ich gar nicht so genau sagen. Mir hat ein bisschen die Nähe zu den Charakteren gefehlt, die mir in einigen Teilen verloren gegangen ist. Am intensivsten habe ich dieses Mal Cress und den Kapitän Carswell Thorne erlebt.
Cress ist ein neuer Charakter und ich habe sie sehr gut kennengelernt. Durch ihre langen Jahre der Einsamkeit in der Kapsel des Satelliten hat sie sich eine kindliche Phantasiewelt geschaffen, in die sie flüchtet, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr weiß. Es wirkt keineswegs übertrieben, denn es ist ihre einzige Möglichkeit, ihre Ängste zu überlisten und ihre Gefangenschaft durchzustehen - was beeindruckend und berührend wirkt. Ihre speziellen Fähigkeiten im Bereich der Computer Kommunikation haben sie zu einer wertvollen Quelle für Königin Levana gemacht, doch Cress ist nicht so naiv, wie alle glauben.
Carswell Thorne, der ruchlose Kapitän zeigt hier auch mal eine andere Seite. Man erfährt einiges aus seiner Vergangenheit, die seinen Weg geprägt hat und er zeigt eine überraschende Entwicklung.

Cinder ist noch immer verängstig durch die Rolle, in die man sie gedrängt hat, aber sie scheut sich nicht, alles dafür zu tun, um Königin Levanas Pläne zu vereiteln. Sie weiß, dass sie eine Chance hat, die Machtübernahme zu verhindern und nur mit ihrem eisernern Willen schafft sie es, ihrem Ziel näher zukommen.

Hinter der Fassade des Staatsoberhauptes Kaito, auch Kai genannt, beginnt es zu bröckeln. Seine Gefühlswelt ist in Aufruhr und langsam fängt er an umzudenken. Aber er ist gefangen in seiner Machtposition und den Forderungen Königin Levanas einerseits und seiner Verpflichtung dem Staatenbund auf der anderen Seite. Doch gerade seine Zweifel geben ihm neue Hoffnung, denn es gibt jemanden, der Königin Levana die Stirn bieten könnte - er muss diese Person nur finden.
Von Scarlet und Wolf hätte ich mir etwas mehr gewünscht, sie blieben mir hier zu sehr im Hintergrund.

Die temporeichen, spannenden Stellen wechseln sich ab mit einem ruhigen Handlungsverlauf, der aber viel zur Weiterentwicklung beiträgt. Einmal wurde leider die Spannung komplett vorweg genommen und es sind mir doch einige "Zufälle" aufgefallen, die konstruiert wirkten. Dafür ist im letzten Drittel die Spannung wieder permanent angestiegen und ich hab wieder die Begeisterung gespürt, die mich auch in den ersten beiden Bänden so fasziniert hat.

Die wechselnden Perspektiven haben einen guten Überblick über die Ereignisse gegeben und es war auch mal wieder schön, eine Geschichte aus personaler Sicht zu lesen.

Fazit

Insgesamt ein handlungsorientierter, zum Ende hin spannungsbezogener Teil, der mich sehr neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat. Mich fasziniert die Verbindung zu den alten Märchen, die hier so gekonnt mit der Zukunft der Menschen verflochten sind. Ich kann euch die Reihe nur ans Herz legen und raten, euch nicht von dem Science Fiction Anteil abschrecken zu lassen - es ist wie bei den Märchen auch nur eine andere Realität ;)

© Aleshanee
Weltenwanderer

Die Luna Chroniken
1 ~ Wie Monde so silbern
2 ~ Wie Blut so rot
3 ~ Wie Sterne so golden
4 ~ Wie Schnee so weiß (Herbst 2015)