Rezension

Leider flacht die Spannung schlagartig ab

Vater, Mutter, Tod - Siegfried Langer

Vater, Mutter, Tod
von Siegfried Langer

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Frau kehrt nur widerstrebend in die Wohnung zurück, in der sie mit ihrem Ehemann und dem gemeinsamen Sohn lebt. Sie hat sich verspätet und ahnt bereits, dass nun Streit und häusliche Gewalt auf sie warten. Doch diesmal gerät die Situation völlig außer Kontrolle. Genau wie befürchtet, geht der betrunkene Mann auf sie los. Der kleine Sohn versucht die Mutter zu beschützen und wird dabei tödlich verletzt.

Ein vollkommen anderes Leben führt die erfolgreiche Architektin Jacqueline. Sie ist glücklich verheiratet und hat einen kleinen Sohn, der von beiden Eltern geliebt und verwöhnt wird. Die Familie lebt in einem schicken Haus und braucht sich um Geld keine Gedanken zu machen. Jacquelines Leben ist nahezu perfekt, wenn da nur nicht die Erinnerungslücken wären, die sie immer häufiger plagen und die sie in äußerst unangenehme Situationen bringen....

Meine Meinung

Durch den rasanten Einstieg startet das Buch bereits mit hohem Tempo. Die Spannung ist sofort da und man möchte unbedingt erfahren wie es weitergeht. Die Handlung besteht zunächst aus zwei Handlungssträngen, die auf den ersten Blick nicht miteinander in Verbindung gebracht werden können. Beim Lesen stellt man sich die Frage, wo sich die Wege der beiden Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, kreuzen werden. Das Geheimnis wird allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge gelüftet, denn während der Erzählung kommt es zu häufigen Perspektivenwechseln und Zeitsprüngen. Das Buch ist in einzelne Kapitel unterteilt, die auf den Tag der Katharsis zusteuern. Um die Übersicht zu erleichtern, werden die Abschnitte durch Hinweise, an welchem Tag vor der Katharsis sich die Handlung gerade zuträgt, gekennzeichnet. Es gibt auch Passagen mit der Überschrift "Jacquelines Berichterstattung". Hier beobachtet man gespannt die erfolgreiche Architektin und stellt sich die Frage, welche Rolle sie in diesem Thriller spielt.

Durch die Zeitsprünge und Perspektivenwechsel gelingt es dem Autor mühelos Verwirrung zu stiften und falsche Fährten auszulegen. Sobald man meint, einen Zusammenhang gefunden zu haben und der Lösung des Rätsels ein wenig näher gekommen zu sein, gewährt Siegfried Langer einen weiteren Einblick in die Handlung, und säht damit Zweifel an den gerade beim Lesen entwickelten Theorien. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und alles muss in Frage gestellt werden. Wahrheit und Wahn liegen hier eng zusammen und sind nicht so leicht zu enttarnen. Dadurch entwickelt das Buch, gerade am Anfang, eine sogartige Wirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Kurze Kapitel, die an entscheidenden Stellen stoppen, unterstützen diesen Effekt zusätzlich, sodass man gebannt dem undurchsichtigen Geschehen folgt.

Doch leider kann die aufgebaute Spannung nicht durchgehend gehalten werden, denn sobald man erste Antworten präsentiert bekommt, die die Puzzelteile der Handlung an die richtige Stelle rücken, flaut das Interesse am Geschehen abrupt ab. Denn die eigentliche Krimihandlung plätschert, ohne große Höhen und Tiefen, vor sich hin. Das liegt sicher auch daran, dass der ermittelnde Kommissar eher eine Statistenrollen einnimmt. Die Ermittlungen werden nur am Rande gestreift und bilden nicht das Zentrum des Thrillers. Das Privatleben des Kommissars kommt ebenfalls zur Sprache, da er einen schweren Schicksalsschlag erleiden musste. Dieser Teil der Handlung, und gerade das Ende dieses Erzählstrangs, wirkt allerdings zu konstruiert und damit völlig unglaubwürdig. Etwas weniger Dramatik wäre an dieser Stelle mehr gewesen.

Ich habe mich beim Lesen dieses Thrillers recht gut unterhalten. Gerade am Anfang konnte ich mich kaum von der Handlung lösen und hätte zu diesem Zeitpunkt begeisterte fünf Bewertungssterne vergeben. Doch leider wurden die ersten Rätsel, für meinen Geschmack, zu früh gelöst und so ließ mein Interesse am Geschehen abrupt nach. Die Nebenhandlung aus dem Privatleben des Kommissars konnte mich leider nicht überzeugen. Darauf hätte ich gut verzichten können. Das Ende dieses Erzählstrangs und die schlagartig abfallende Spannungskurve verleiten mich dazu, "nur" drei von fünf Bewertungssternen zu vergeben.