Rezension

Lesenwert!

Die Vegetarierin
von Han Kang

Bewertet mit 5 Sternen

Yeong-hey ist eine durchschnittliche Frau, die nach einem verrückten Traum beginnt ihre Durchschnittlichkeit ablegt indem sie beginnt kein Fleisch und keine tierischen Produkte mehr zu sich zu nehmen. Doch das ist ihr nicht genug. Während ihr Ehemann ihre Veränderung kritisch und abneigend beäugt, beginnt Yeong-hey sich in ihrer neuen Rolle immer wohler zu fühlen. Es geht sogar so weit, dass sie anfängt sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und sich nachts in den Wald zwischen die Bäume stellt weil sie eine Pflanze sein möchte.

Nach dem Lesen kann ich auf jeden Fall sagen, das ich etwas ganz anderes erwartet habe. Ich weiß nicht genau was, aber dieser Roman war anders als alles was ich hätte erwarten können. Anders auf eine gute, aber auch etwas verstörende und provokante Art und Weise. Ich dachte es geht mehr darum, dass sich Yeong-hey bewusst für diese Lebensform entscheidet wobei es eher so ist, dass sie immer mehr den Bezug zur Realität verliert und weder sich selbst noch ihre Umwelt richtig wahr nimmt.

Gegliedert ist der Roman in drei Abschnitte, wobei jeder aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird. Interessanterweise ist keine dieser Erzähler Yeong-hey selbst. Alles was man aus ihrer Sicht lesen darf, sind Traumsequenzen. Den Anfang macht ihr Ehemann, der ihrem Verhalten mit Abscheu begegnet. Dies hat mich sehr schockiert, aber auch gezeigt wie wenig in manchen Familien das Anders-sein akzeptiert wird. Danach folgt ihr Schwäger, der ihre Veränderung eher anziehend findet. Und schlussendlich, der Meinung nach beste Teil, wird die Geschichte aus der Sicht von In-hey erzählt, die sich um ihre Schwester sorgt und die anfängt über ihr eigenes Leben und dessen Sinnlosigkeit nachzudenken.

Der Roman ist unglaublich facettenreich und zeigt die Gedanken der Autorin zu den unterschiedlichsten Themen auf. Es zeigt wie sich Ander-sein auswirkt, welche unterschiedlichen Reaktionen es hervorruft und in welche Wellen dies ausschlagen kann. Es zeigt die Maßstäbe auf, welche die Gesellschaft geschaffen hat, und was passiert wenn man sich an diese nicht anpasst. Es zeigt das Leben, das Leiden und wie schnell es manchmal gehen kann das man weder das eine noch das andere als real empfindet.

~ FAZIT ~
Ein ausdrucksstarker Roman, der mir kurzzeitig wirklich die Sprache verschlägt und ein einziges Schicksal in so vielen, unterschiedlichen Facetten darlegt. Meiner Meinung nach, hat dieses Buch den Men Booker Prize 2016 absolut verdient und ist absolut zu empfehlen!