Rezension

Märchen mal anders

Die Dreizehnte Fee - Julia Adrian

Die Dreizehnte Fee
von Julia Adrian

In einem Jahrhunderte lang durch Magie versiegelten Turm erwacht eine junge Frau dornröschengleich durch den Kuss eines Prinzen. Was wie ein typisches Märchen beginnt, erzählt jedoch eine ganz andere Geschichte. Die schlafende Frau ist nämlich keine Andere, als die Dreizehnte einer Gruppe von Hexen, die seit Ewigkeiten die Menschen tyrannisieren. Die Stärkste unter ihnen und ehemalige Königin erwacht jedoch ohne ihre Magie und steht dabei nach ihrem Erwachen nicht nur einem unausstehlichen Prinzen und seinen Rittern, sondern auch noch einem Hexenjäger entgegen. Nur mit Mühe gelingt es ihr ihn davon zu überzeugen sie nicht sofort zu töten, da sie selbst Rache an ihren 12 Schwestern geschworen hat, die sie in diesem Turm versiegelt ließen.

Wer ein typisches Märchen mit wunderschönen Prinzessinnen und einem Happy End erwartet, der ist auf jeden Fall an der falschen Adresse. Bei dieser Geschichte steht der düstere Charakter der Märchen und Sagen im Vordergrund. Die Geschichte wird aus der Perspektive der dreizehnten Hexe/Fee erzählt. Neben der aktuellen Handlung werden dabei auch Erinnerungen über sie und ihre Schwestern aus der Vergangenheit eingebaut. Die eigentlich bösen und tyrannischen Hexen werden dabei von einer ganz anderen Seite betrachtet, die den Leser fast Mitleid mit ihnen Empfinden lässt. Schön beschrieben wird, wie die Königin nach und nach Gefühle entdeckt, die sie vor ihrem Schlaf nicht hatte. Auch die Nebenfiguren, wie der Uhrmacher und Elle sind sehr schön ausgearbeitet und helfen den Charakteren selbst sich weiterzuentwickeln.
Ein paar Probleme hatte ich doch mit der sich sehr schnell entwickelnden Beziehung zwischen der Hexe und dem Hexenjäger. Um nicht zu viel zu verraten, kann ich nur andeuten, dass sehr schnell eine Intimität zwischen beiden aufgebaut wird, die nicht nachvollziehbar ist und der darauf folgenden Feindseligkeit und dem Misstrauen nicht ganz entspricht. Dabei spielt wahrscheinlich auch eine Rolle, dass das Buch mit seinen knapp 160 Seiten auch nicht zu den Wälzern zählt und auch schnell mal zwischendurch gelesen werden kann.

Insgesamt ein wirklich schöner erster Teil, angelehnt an bekannte Märchen und Märchenfiguren mit einem klaren düsteren, aber nicht brutalen, Beigeschmack. Ein Märchen mal aus einer ganz anderen Perspektive erzählt. Dieses Buch ist für meinen Geschmack wirklich zu empfehlen und ich freue mich auf die Fortsetzung.