Rezension

Die dreizehnte Fee

Die Dreizehnte Fee - Julia Adrian

Die Dreizehnte Fee
von Julia Adrian

Bewertet mit 4 Sternen

~~Inhalt:
"Ich bin nicht Schneewittchen. Ich bin die böse Königin.
Für tausend Jahre schlief die Dreizehnte Fee den Dornröschenschlaf, jetzt ist sie wach und sinnt auf Rache. Eine tödliche Jagd beginnt, die nur einer überleben kann. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Hexenjäger erkundet sie eine Welt, die ihr fremd geworden ist. Und sie lernt, dass es mehr gibt als den Wunsch nach Vergeltung."

Im Rahmen einer Leserunde durfte ich „Die dreizehnte Fee“ von Julia Adrian lesen.

Die Autorin legt mit dieser Geschichte ihr Debüt vor und sie hat mich mit ihrer Idee wirklich begeistert.

Wir alle kennen Märchen aus unserer Kindheit und haben alle gejubelt, wenn die Hexe, böse Stiefmutter oder grausame Zauberin am Ende ihre gerechte Strafe bekommen hat. Aber was hat dazu geführt, dass die Hexe so böse wurde? Haben wir sie vielleicht einfach nur missverstanden?

„Die dreizehnte Fee“ erzählt von einer Fee, oft auch als Hexe bezeichnet, die aus tausendjährigem Schlaf erwacht. Der Kuss eines Prinzen erlöst sie von dem Fluch und sie erwacht in einem von Rosen überwucherten Turm… soweit kommt dem ein oder anderen das sicher bekannt vor ;-)
Der Prinz entpuppt sich als völlige Niete und ist nur mit Hilfe des Hexenjägers überhaupt in die Nähe des Turms gekommen. Der Hexenjäger selbst trachtet der Fee nach dem Leben, ist zudem auf der Jagd nach ihren zwölf Schwestern und spürt wider Willen eine gewisse Anziehungskraft.

Die Geschichte wird aus der Sicht der dreizehnten Fee erzählt, wodurch man ihr sehr nah kommt.
Nach ihrem tausendjährigen Schlaf ist die Welt nicht wiederzuerkennen, die gewohnten Zauberkräfte sind nicht mehr da, man befindet sich auf der gleichen Stufe wie die „verletzlichen Menschen“ und was bitte schön sind Gefühle!?!

Mit der dreizehnten Fee hat die Autorin einen sehr komplexen Charakter geschaffen. Die Fee muss sich mit unglaublich Vielem auseinandersetzen, stolpert einerseits naiv wie ein Kind durchs Geschehen und doch ist unterschwellig immer zu spüren, welch machtvolles und unmenschliches Geschöpf sie einst war und vielleicht wieder werden könnte.
Der Hexenjäger bleibt bis zum Ende der Geschichte sehr undurchsichtig und nur wenige Augenblicke lassen ein Blick hinter seine Fassade zu.
Die Geschichte spielt im Land Pandora, was mich spontan an den Film „Avatar“ denken ließ, aber da besteht keine Gemeinsamkeit ;-) Die Welt mutet ein bisschen mittelalterlich an, Magie scheint nicht unbekannt zu sein, wird aber misstrauisch beäugt.

Die Autorin verpackt bekannte Fakten aus Märchen kreativ in ihre Handlung, interpretiert sie neu, deutet sie um und ermöglicht mir beim Lesen einen neuen Blick. Einen Blick, der Grausames, Schönes und viel Tragisches offenbart. Weiß bleibt nicht länger weiß und schwarz ist nicht mehr eindeutig schwarz, es sind die Grauschattierungen, die das Leben ausmachen und es sind unsere Taten, die uns zu dem machen, was wir sind bzw. werden.

Ich bin sehr gespannt, ob und wie die dreizehnte Fee ihren Weg weiter gehen wird. Wird sie sich ihren Gefühlen stellen können? Welche Konsequenzen hat dies für sie und die Welt, in der sie lebt?