Rezension

Märchenhafte Erzählung um eine mutige junge Frau

Ein Kleid aus Seide und Sternen - Elizabeth Lim

Ein Kleid aus Seide und Sternen
von Elizabeth Lim

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als Tochter des Schneidermeisters Tamarin träumt Maia davon, die beste Schneiderin des Reiches A'landi zu werden. Leider bleibt den Frauen dieser Gesellschaft diese Möglichkeit verwehrt. Als ihr betagter Vater an den Hof den Kaisers beordert wird, um am Wettbewerb für die neue Stelle des kaiserlichen Hofschneiders anzutreten, sieht Maia ihre Chance und stellt sich als Mann verkleidet den Prüfungen. Ein gefährliches Spiel, denn sollte sie enttarnt werden, wäre dies Hochverrat am Kaiser - und sie des Todes. Die Konkurrenz ist hart, die Aufgaben schwer und wider Erwarten ist zudem Magie im Spiel. Unerwartete Hilfe bekommt sie von Edan, Magier des Kaisers und auf den ersten Blick ebenso undurchschaubar wie von sich selbst überzeugt. Als sie die drei magischen Kleider einer alten Legende schneidern soll, ist sie jedoch auf seine Hilfe angewiesen - und lernt die menschliche Seite Edans kennen und lieben.

 

"Werde nicht der Drache, der niemals fliegt." (Zitat Kapitel 14)

 

Das Reich A'landi ist angelehnt an die alte chinesische Kultur, wobei der Roman wie ein Crossover aus Mulan, Aladdin und einigen weiteren Märchen und Legenden wirkt. Die Ich-Erzählerin Maia ist eine mutige und selbstbewusste junge Frau, deren Familie hinter ihr steht und die mir von Beginn an sympathisch war. Leider ist der Roman, bedingt durch die Erzählperspektive, stark auf Maias Abenteuer sowie auf Edan als späteren Love Interest beschränkt, was mich zunächst weniger störte, insgesamt jedoch die wichtigen Personen am Kaiserhof recht zweidimensional wirken lässt, da man kaum etwas über sie erfährt.

Maias Abenteuer, denen sie sich stellen muss, sind von der Idee her wunderschön, jedoch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass es sich die Autorin stellenweise zu leicht machte und über Probleme einfach hinwegschrieb oder diese mit Magie löste. Dadurch lief es mir oftmals zu glatt, um wirklich Spannung zu erzeugen. Gut und Böse sind auf ihrem Weg zu eindeutig gezeichnet, um wirkliche Überraschungen zu bieten und die Lovestory driftet zum Schluss ein wenig in Naivität ab. Die Energie, welche die Autorin in das Wirken von Material und Farben der Kleider steckte, fehlt im Worldbuilding leider größtenteils. Das ist umso mehr schade, da es zum Buch eine wunderschön gezeichnete Karte gibt, welche zwar nicht im e-book, jedoch im Print zu finden ist.

Eine wunderschöne, leicht märchenhafte Idee um eine starke junge Frau, die für sich und ihre Lieben kämpft, deren Erzählung jedoch in den Bereichen Worldbuilding, Konfliktbewältigung und Ausbau weiterer Charaktere relativ schwach bleibt.