Rezension

Mir hat es leider an viel zu viel gefehlt

Weißglut -

Weißglut
von Tobias Quast

Bewertet mit 2.5 Sternen

Für mich ist dieser Krimi nicht das erste Buch des Autors, aber ich war trotzdem sehr gespannt auf das, was mich erwartet.

Zunächst findet sich ein spannender und vielversprechende Einstieg in die Story, der schnell aufzeigt, worum es gehen wird und eine ungefähr Richtung aufzeigt. Im weiteren Verlauf baut sich die Geschichte dann hauptsächlich auf drei unterschiedliche Erzählperspektiven auf, bei denen man zunächst nicht weiß, wie sie zusammenhängen. Ich fand es dabei zum einen spannend, die unterschiedlichen Figuren für sich zu ergründen, denn neben Sarah, die aus München nach Finnland flüchtet, um der Presse zu entfliehen, gibt es noch einen Studenten, der irgendwie mit allem verflochten ist. Mir hat der Einstieg wirklich gut gefallen, denn es gibt eine gutes Tempo, mit dem ich mich sehr gut auf die Figuren einlassen konnte, aber bei mir haben sich auch schon die ersten Gedanken eingeschlichen, mit denen ich versucht habe, alles in ein Bild zu bringen. Abgerundet wird das Ganze mit einer ausführlichen Gestaltung der Figuren, denn die Erzählung beschäftigt sich recht viel mit den Gedanken und Gefühlen der Figuren.

Sarah war mir irgendwie schnell sympathisch. Sie ist alles andere als perfekt und trifft auch mal falsche Entscheidungen. Sie ist freundlich, trägt aber auch nicht unbedingt allen alles hinterher. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie schnell von manchen Situationen überfordert war und nicht recht wusste, wie sie am besten reagieren soll, aber irgendwie wurde sie mir dadurch nur noch authentischer. Dann gibt es wie erwähnt noch einen Studenten, denn ich sehr gut ausgearbeitet fand, mehr möchte ich aber auch nicht weiter verraten. Alles in allem findet sich eine recht gut abgestimmte Figurenkonstellation, bei denen es sich alle gegenseitig nicht einfach machen und irgendwie auch im Weg stehen. Was mir bei den Figuren hingegen nicht gefallen hat, waren die falschen Richtungen in die sie sich verbissen habe. Gerade die dritte Erzählperspektive steigert sich sehr stark in etwas hinein, von dem die Leser*innen zu jedem Zeitpunkt wissen, dass das nicht richtig ist und ich konnte das alles auch nicht wirklich nachvollziehen.

So gut mir der Einstieg auch gefallen hat, war es für mich dann leider aber nach 100 Seiten ein stetiges Berg ab. Ich habe früh ein Gefühl für die Figuren bekommen, wodurch die weiteren ausführlichen Einblicke für mich nicht mehr viel beitragen konnten. Mein größtes Problem hatte ich aber mit der Story. Ich habe schon viel zu früh rauslesen können, in welche Richtung das Ganze geht und die fehlenden Wendungen und Twists haben meine Befürchtungen dann nach und nach weiter bestätigt, wodurch mich die Story immer mehr verloren hat. Auch wenn ich am Anfang noch mitgerätselt habe, hat sich das eingestellt, weil es viel zu lange einfach keine neuen Information gibt. Hinzu kommt, dass der ganze Aufbau für mich zu wenig Spielraum lässt. Mir hat es genau an dem gefehlt, was ich mir von einem Krimi wünschen würde. Mehrere Verdächtigte, neue Informationen in einem angenehmen Abstand und ein Motiv, welches sich erst nach und nach ergibt, zusätzlich mit überraschenden Wendungen und vielleicht auch raffinierten Ideen. Das Ende habe ich dann mehr und minder ernüchtert gelesen und wurde nicht wirklich von der Auflösung überzeugt.

Fazit:

Die Gestaltung, vor allem der Schreibstil, ist sehr viel versprechend. Ich habe gut in die Figuren hineingefunden und auch die Beschreibungen von Finnland bringen ein Plus mit. Der Einstieg baut Spannung auf, aber leider konnte der Rest für mich da einfach nicht mithalten. Es hat mir an so viel gefehlt und der ganze Fall war für mich zu offensichtlich.

Es ist ein Krimi der sich sehr auf die Figuren stützt, was auch wirklich gelungen ist. Wer aber einen raffinierten Krimi mit Tempo sucht, zum Miträtseln und überraschen lassen, der ist bei dem Buch eher falsch.

2,5 Sterne.