Rezension

Schräg, schräger, noch schräger. Grausamkeit hoch drei.

DNA - Yrsa Sigurdardóttir

DNA
von Yrsa Sigurdardottir

Eine Freundin sprach von einem „völlig schrägen“ Buch, nachdem sie diesen Roman als Hörbuch für sich entdeckt hatte. Was sie erzählte klang so verrückt, dass ich das Buch selbst auch lesen wollte und jetzt, auch ich bin atemlos bis zum Ende geblieben, kann ich ihr nur zustimmen.
Wer als einigermaßen versierter Krimileser vielleicht glaubt, dass ihm kaum noch „neue“ Morde über den Weg laufen können, wird hier aber sehr klar eines Besseren belehrt. Aber nicht nur das „Wie“ des Mordens ist überraschend und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Auch das „Wer“ ist am Ende mehr als einfach nur eine Überraschung.  Diese Lösung, dieses Ende habe ich erst wenige Seiten vor dem Schluss, sozusagen auf der Zielgeraden, erraten können.

1987 – im Prolog – lernen wir drei Kinder kennen, Geschwister, die sehr aneinander hängen und wir erleben eine Diskussion unter Erwachsenen, in der es um die Entscheidung geht, diese Kinder zu trennen und somit adoptionsfähig zu machen. Oder soll man sie ob der besonderen Situation doch beieinander lassen, was aber sehr wahrscheinlich zu einem langen Aufenthalt im Kinderheim führen wird.

Jetzt sind wir im Jahr 2015 und im weiteren Verlauf des Romans rätselt man immer wieder, beinahe beständig, ob und wenn ja welche der handelnden Figuren wohl eines der Kinder von damals sein könnte. Oder sind es doch mehrere? Ein grauenvoller Mord an einer Frau, Mutter zweier Kinder, entsetzt nicht nur die Ermittler der Mordkommission und den Leiter dieser Sonderkommission Huldar. Auch die Psychologin Freyja, die bei den Befragungen eines Kindes, Tochter des Mordopfers, eine entscheidende Rolle spielt. In den Aussagen des Mädchens finden sich von Anfang an wichtige Hinweise, aber niemand kann diese richtig deuten und bewerten.
Und es soll nicht bei diesem einen Mord bleiben. Auf die Frage, was die Opfer ggf. miteinander verbindet, finden Huldar und seine Kollegen keine Antwort.

Überhaupt nicht einzuschätzen  war für mich die Rolle eines jungen Amateurfunkers, der plötzlich geheimnisvolle Zahlenbotschaften von einem unbekannten Sender erhält. Eine dieser Zahlen ist seine eigene Identitätsnummer, eine weitere die des ersten Mordopfers. Wer schickt ihm diese Botschaften und was will man ihm damit sagen. Auch diese Figur passt am Ende als ein wichtiges Mosaikteilchen in das Gesamtkonstrukt, erkennen kann man das als Leser aber erst zu einem Zeitpunkt, als es beinahe schon zu spät ist.

Mehr will ich über dieses Buch nicht verraten. Aber als Lektüre empfehlen will ich es sehr gern. Allerdings nicht an eher zartbesaitete Naturen, denn zimperlich geht der Mörder nicht vor und zimperlich ist auch kein Attribut für dieses Buch insgesamt, das der Auftakt zu einer Serie um Huldar und Freyja ist.

Wer nordische und insbesondere isländische Krimis mag, wird hier bestens bedient.