Rezension

Sehr berührende Geschichte , hat mich nachdenklich gemacht

Ein Kind namens Hoffnung -

Ein Kind namens Hoffnung
von Marie Sand

Bewertet mit 5 Sternen

Ein paar Sekunden, die das ganze Leben verändern

In ihrem Roman ,, Ein Kind namens Hoffnung-Die Geschichte einer heimlichen Heldin" nimmt Marie Sand den Leser mit in das Leben von Elly Berger.

Elly ist eine Pfarrerstochter aus Bonn , lebt aber seit einigen Jahren in  Berlin,  zunächst als Köchin im Hotel Adlon, dann im Haushalt der jüdischen Familie Sternberg in Dahlem. Sie versorgt hingebungsvoll den Haushalt von Hanns, Arzt, seiner Frau Sara , die talentierte Pianistin und ihren kleinen Sohn Leon. Die Bedrohung durch die Nazi rückt näher, so darf Hanns nicht mehr als Arzt arbeiten.  Er glaubt, daß es nur eine vorübergehende Phase ist, während Sara die Gefahr erkennt und bereits Pläne für eine Ausreise nach Schweden organisiert.  Doch sie sind zu spät.. Im Winter 1938 steht die Gestapo im Haus und nimmt Hanns und Sara in Gewahrsam. Ohne zu zögern,  innerhalb eines Augenschlages, gibt Elly den erst 5jährigen Leon als ihren eigenen Sohn aus und verschont ihn dadurch vor der Deportation.  Mir den Augen verspricht sie Sara, ihren Sohn zu beschützen und sie eines Tages wieder zuvereinen. Noch in dieser Nacht packt Elly ihre Sachen und fährt mit Leon zu ihrer Familie nach Bonn. Sie hofft dort Zuflucht zu finden, doch sie wird arg enttäuscht.  Obwohl ihr Vater als Pfarrer Nächstenliebe predigt,  ist er nicht bereit ,ein jüdisches Kind in seinem Haus zu versorgen.  So geht die Flucht für Elly weiter. Auf dem Bahnhof trifft sie auf ihren Retter in der Not. Stephan , ein Witwer mit 3 Söhnen,  nimmt sie mit auf seinen Hof. Sie arrangieren sich, heiraten,  in erster Linie,  um Leon zu schützen.  

Das Leben auf dem Hof ist geprägt von anstrengender Arbeit,  der Ablehnung durch die Söhne,  ewigem Hunger und der tiefen Traurigkeit und Depression von Stephan. Doch Elly nimmt alles hin, ohne an sich selbst zu denken, bis zum eigenen Zusammenbruch, immer den Gedanken hegend, daß sie eines Tages Leon zu seiner Mutter zurückbringen wird. 

Der Krieg endet , sie geht zurück nach Berlin  und macht sich auf die Suche nach Sara und Hanns. Wird sie erfolgreich sein ? Was ist Sara und Hanns in der Gefangenschaft und den Kriegsjahren widerfahren? 

Marie Sand beschreibt in schnörkelloser Weise 20 Jahre des Leidensweges von Elly und Leon. Ohne zu beschönigen,  daß es ein harter und entbehrungsreicher Weg ist. Elly ist geprägt von der Zuneigung und mutigen Fürsorge gegenüber Leon. Dabei ,, vergisst " sie die Liebe zu ihrer eigenen Tochter Mathilda.  Sie hat viele Ecken und Kanten,  spricht so manches unverblümt aus und gerade das macht sie mir umso sympathischer und bewundernswert.  Durch Elly hat Marie Sand ein überaus realistisches und authentisches Bild einer heimlichen , stillen Heldin gezeichnet. Sie wurde durch ihre eigene Großmutter inspiriert, die in einem jüdischen Haushalt als Köchin tätig war, als diese Familie zur Deportation verschleppt wurde. 

Schonungslos und schroff sind die Leiden, der Hunger und die allgegenwärtigen Nöte dargestellt.  Das gefällt mir besonders gut. Der Roman ist aufrüttelnd, zuweilen schmerzhaft.  Ellys Geschichte hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. 

Vielen Dank an Marie Sand und den Droemer Verlag,  daß ich diese wichtige,  berührende Geschichte als Rezensionsexemplar lesen durfte.  

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich empfehle es von ganzem Herzen weiter, denn die stillen Helden dieser Zeit sollten nicht vergessen,  sondern gewürdigt werden.