Rezension

Die Geschichte einer heimlichen Heldin

Ein Kind namens Hoffnung -

Ein Kind namens Hoffnung
von Marie Sand

Bewertet mit 3 Sternen

Berlin 1938:
Seit 7 Jahren arbeitet Elly nunmehr als Köchin im Haushalt der Familie Sternberg in Berlin. Eigentlich ist sie viel mehr als nur Köchin, denn Elly und die Sternbergs sind sich nach all den Jahren sehr freundschaftlich verbunden; den 6jährigen Leon liebt sie wie ein eigenes Kind.

Seit 1933, als die Nationalsozialisten unter ihrem Führer Adolf Hitler die „Rassenpolitik“ entwickelten, gibt es für Menschen jüdischer Herkunft immer mehr Einschränkungen und Verbote und so darf Hanns Sternberg seit ein paar Monaten nicht mehr als Neurologe arbeiten und sich auch nicht mehr Arzt sondern „Krankenbehandler“ nennen; auch Saras Musikkreis wird kontrolliert. Als Sara von einer Bekannten erfährt, dass jemand ihren Namen an Hitler verraten hat, ist es schon zu spät für eine Flucht – obwohl alles für ihren Weggang geplant ist, kommen ihr die Schergen Hitlers zuvor und Hanns und sie werden verhaftet und abtransportiert. Geistesgegenwärtig gibt Elly Leon als ihren eigenen Sohn aus und der letzte Blick, den Sara und Elly miteinander austauschen können, enthält sowohl das Versprechen auf ein Wiedersehen als auch das Versprechen, dass Elly sich gut um Leon kümmern wird.

Elly flieht mit dem Kind zu ihren Eltern, ihr Vater ist Pfarrer, doch dort ist Leon nicht gerne gesehen und so fliehen sie weiter, irgendwohin aufs Land, wo sie niemand kennt.

Mit ihrem schnellen und uneigennützigen Handeln hat Elly den Sohn der Sternbergs vor den Machenschaften der Nationalsozialisten gerettet und in den nächsten Jahren stellt sie den Schutz und das Wohlergehen Leons sowie die Suche nach den Sternbergs vor alles andere.

Die Judenverfolgung hat mit der Pogromnacht im November 1938 noch lange nicht ihren Höhepunkt gefunden und es dauert 17 Jahre, bis die Geschichte ein Happy End findet.

Du kannst nicht alle Not der Welt lindern,
aber Du kannst einem Menschen Hoffnung geben
(Albert Schweitzer)

Marie Sand datiert ihren Debüt-Roman „Ein Kind namens Hoffung“ in die schwärzeste Zeit der Deutschen Geschichte – in die Zeit des Nationalsozialismus. Sie hält sich nicht lange mit einer Einführung auf, die Geschichte beginnt direkt an dem Tag, an dem Sara und Hanns Sternberg erfahren, dass sie denunziert wurden und in gleicher Nacht verhaftet und abtransportiert werden.

Sara hat die Zeichen der Zeit schon lange erkannt und für ihre Flucht mit Leon ist alles vorbereitet, wohingegen Hanns die Sache aussitzen möchte, er fühlt sich „in Gottes Hand“ und glaubt nicht daran, dass an Saras Unkenrufen etwas dran ist. Leider erfährt er schneller als ihm lieb ist, dass seine Frau leider Recht hatte mit ihren Unkenrufen. Nun kommt alles anders als geplant.

Die Aussage „Ich mag Geschichten, die zu Zeiten des Nationalsozialismus spielen“ entspricht nicht dem, was ich damit ausdrücken möchte, denn ich mag diese Zeit ganz sicher nicht. Aber ich lese gerne Bücher (fiktive Geschichten!), die in diesem Zeitraum handeln. Leider hat mich „Die Geschichte einer heimlichen Heldin“ nicht so gut unterhalten, wie ich es mir anhand des Klappentextes erhofft hatte.

Der Schreibstil der Autorin spiegelt sich in kurzen, knappen und manchmal regelrecht abgehackten Sätzen wider. Beim Lesen habe ich das Gefühl gehetzt zu werden, ich empfinde diesen Stil als äußerst unentspannend, weswegen ich mich nicht auf die Personen und ihre Schicksale einlassen kann. Auch kann ich Ellys Vorgehen nicht immer nachvollziehen.

Elly handelt äußerst selbstlos als sie Leon rettet, im weiteren Verlauf der Geschichte stellt sie Leons Wohlergehen aber vor alles andere, sie ist wie besessen. In einem kleinen Eifeldorf lernt sie einen Bauern kennen, dessen Frau bei der Geburt seines Sohnes gestorben ist. Er braucht eine Frau für sein Kind, sie braucht einen Unterschlupf für das Kind das nicht ihres ist, die Beiden heiraten und Elly bringt kurz darauf eine Tochter zur Welt – und noch immer hat Leon äußerste Priorität. Ihre eigene kleine Tochter spielt in ihrem Leben nur die zweite Geige. Auch legt sie kein Veto ein, als ihr Ehemann einen seiner Söhne in ein Kinderheim gibt, weil es auf dem Hof nicht genug zu Essen für alle gibt – sie lässt es zu, dass dieser Junge in ein Kinderheim muss, nur damit Leon Essen bekommt …..?

Meiner Meinung nach ist Elly auch viel zu „glatt“ durch diese Zeit gekommen. Immer war da jemand, der ihr geholfen hat, niemals hatte sie Probleme mit irgendwelchen Kontrollen und auch als sie beim Eierklauen erwischt wird, findet sie bei der „Hühnerbaronin“ Verständnis für ihre Situation, obwohl die Lebensmittel rationiert waren und jeder selbst schauen musste, wo er bleibt. Sicherlich war nicht alles schlecht in der damaligen Zeit, aber manche Beschreibungen von Situationen empfand ich als nicht glaubwürdig.

Alles in allem war das Buch – nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte – ganz gut zu lesen, die Geschichte von Elly und Leon hat mich aber leider nicht berührt.