Rezension

Was man gibt um jemanden zu retten

Ein Kind namens Hoffnung -

Ein Kind namens Hoffnung
von Marie Sand

Bewertet mit 4 Sternen

Elly, Tochter eines Pfarrers, verschlägt es entgegen dem Willen ihres Vaters nach Berlin. Dort arbeitet sie bei der jüdischen Familie Sternberg. Als Sara und Hanns im Dezember 1938 von den Nazis verschleppt werden schafft Elly es deren Sohn Leon als ihren eigenen auszugeben und zu fliehen. Sie landet auf einem Bauernhof und hat nur ein einziges Ziel, Leon beschützen, die Krieg zu überstehen und die Eltern wieder zu finden. Dabei gibt es einige Hürden zu überwinden.

Die Thematik des Buches fand ich sehr interessant, da mich vor allem Geschichten der ‚heimlichen‘ Helden während der Kriegszeit packen. Auch wenn Ellys Geschichte nur erfunden ist, so ist sie doch an wahren Begebenheiten angelehnt. Elly ist ein sehr starker Charakter, der manchmal vielleicht nicht ganz so handelt, wie man es sich wünschen würde, jedoch für damalige Zeiten durchaus nachvollziehbar. Die Geschichte ist unterteil in vier Teile, welche jeweils eine gewisse Zeitspanne abdecken. Hier haben mich beim Lesen ab und an jedoch die Zeitsprünge stört. Denn auch wenn man weiß, in welcher Zeitspanne man sich gerade befindet, so weiß man nicht die genaue Jahreszahl. Oftmals habe ich dann anhand der Alter der Kinder versucht zu rechnen, in welchem Jahr die Handlung gerade stattfindet.

Auch wenn man anhand des Prologes das Ende der Geschichte teilweise erahnen kann, so hat sie mich dennoch gefesselt und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Schade fand ich, dass am Ende der weitere Verlauf einiger Charaktere nicht mehr beleuchtet wurde, was jedoch auch damit zusammenhängt, dass hier vor allem Elly im Vordergrund steht.

Alles in allem ist Ein Kind namens Hoffnung eine sehr tolle Geschichte, die nichts verschönert oder versucht eine ‚schöne‘ Geschichte zu erzählen. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

Kommentare

easymarkt33 kommentierte am 25. Oktober 2022 um 13:33

Gelungener Debutroman

Berlin, Poppelsdorf bei Bonn, Kerndorf in der westlichen Eifel und München sind die Schauplätze im Zeitraum von 1938 bis 1957 mit den Hauptpersonen Elly Berger, Köchin, 39 Jahre alt, und Leon, 6 Jahre alt, Sohn der jüdischen Arztfamilie Sara und Hanns Sternberg. Deren Berliner Villa wird von den Nazis geplündert nach Inhaftierung der Eltern, während Elly in leisem Versprechen Leon als ihren Sohn ausgibt, mit ihm flieht zu den abweisenden Eltern, um in Kerndorf schließlich den Bauern Stephan Bauer mit drei Kindern zu ehelichen, der auch Leon adoptiert. Nach Hitlers Tod kehren sie mit Ellys Tochter Mathilde nach Berlin zurück, um sich auf die Suche nach Sara Sternberg zu machen. Über den Suchdienst des Roten Kreuzes findet sich endlich in München eine Spur von ihr, während ihr Sohn mit Abitur und Studium in Nachrichtentechnik ein Anstellung bei Siemens in Argentinien antritt nach ihrem Treffen in München. Hoffnung hilft über viel Negatives  hinweg, erst recht in Kriegszeiten Deutschlands mit viel Hunger, Angst und Gefahren – hier eindrucksvoll beschrieben.

easymarkt33 kommentierte am 29. Oktober 2022 um 16:24

Sehr zu empfehlen.

Eingekeilt zwischen Häuserfronten, mittig positioniert, so präsentiert das überzeugende Cover die zwei Hauptpersonen. Die Erwachsene umarmt beschützend einen Jungen – genau darum dreht sich auch der Buchinhalt. Selbst wenn man schon viel über den zweiten Weltkrieg,  die NSDAP und Juden gelesen hat, überzeugt auch diese historische Geschichte. Selbst die vielen Nebenfiguren kommen authentisch eingebunden an diversen Schauplätzen vor. Man hangelt sich lesend begierig bis nach dem erlösenden Kriegsende weiter, auf nicht zu viele Narben und offene, seelische Wunden hoffend. Die realistischen Schilderungen von Geschehnissen und Ortsbeschreibungen finden in einem angenehmen Schreibstil mit passender Wortwahl statt. Sehr für Liebhaber von deutschen Historien-Romanen zu empfehlen.