Rezension

Sehr schwacher Schluss

Die Bestimmung 03 - Letzte Entscheidung
von Veronica Roth

Bewertet mit 2 Sternen

»Von klein auf habe ich eines gewusst: Das Leben beschädigt uns alle. Und niemand kann sich dem entziehen. Aber jetzt lerne ich eines dazu: Wir können geheilt werden. Wir heilen einander.« (S.506)

Es ist soweit. Endlich darf man mehr von der Welt hinter dem Zaun erfahren! 
Die Nachricht von Edith Prior hat für Spannung und große Erwartungen gesorgt – Dinge, dich ich in diesem Buch sehr vermisst habe.
Hat mich der erste Teil der Bestimmung doch noch maßlos fasziniert, konnte mich der Zweite bereits nicht mehr begeistern. Warum? Weil einfach nichts passiert, bzw. so wenig, dass man es mit „nichts“ gleich setzen kann.
Ich hatte gehofft, dass es besser werden würde – mich wieder in die Geschichte der Fraktionen rein bringen würde. Aber es war einfach nur eine langatmige Geschichte, die ich schon abbrechen wollte, bevor überhaupt die Hälfte des Buches angefangen war.
Es ist eines der wenigen Bücher, dass ich nicht innerhalb von zwei Tagen durchgelesen habe.
Eine ganze Woche habe ich gebraucht und es dann eigentlich auch nur geschafft, weil ich mich dazu gezwungen habe und einige Stellen überflog. So etwas über ein Buch zu sagen, tut mir in der Seele weh.

».. Dass alle Menschen in ihrem Inneren etwas Böses tragen und das der erste Schritt dazu, jemanden zu lieben, darin besteht, das gleiche Böse in sich selbst zu erkennen, sodass man es dem anderen verzeihen kann.« (S. 277)

Tris, die natürlich mutig, stark und in allen Kämpfen an erster Stelle steht, hat mir nie zu hundert Prozent gefallen. Auf der einen Seite war sie ein kleines, unscheinbares Mädchen und auf der anderen eine Person, die mit ihrer Waffe besser umgehen kann, als mit Besteck.
Ich weiß nicht wieso, aber die Tris in der Verfilmung gefällt mir sehr viel besser, als die Protagonistin des Buches. Auch Four, der die selben Stimmungsschwankungen wie Tris zu haben scheint, begeisterte mich nur mäßig.
Im Film hätte ich beide abknutschen können, aber im Buch hätte ich ihnen gerne mal eine reingehauen. Dieses Hin- und Her zwischen beiden – aus Gründen, die so lächerlich und unvorstellbar waren, dass ich gar nicht dran erinnert werden möchte – ging mir einfach nur noch auf die Nerven.
Auch kam mir Tris desöftern ZU stark vor. Vielleicht ist ihr Charakter wirklich ziemlich robust, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass man den Verlust von geliebten Menschen so schnell und gut überwinden kann...

Das Schlimmste an diesem Buch ist aber nicht, dass es sich so zäh und elend lang dahin liest, sondern der Verlust der Personen in der Geschichte.. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin mir immer die liebsten Charaktere wegnimmt, damit ich sie in Gedanken verfluchen kann.

Obwohl das Buch an sich ziemlich langatmig war, habe ich das Ende ziemlich mitgefiebert.. was wohl mehr an meinem Unglauben und Zorn lag. Ich konnte nicht begreifen, dass es das wirklich gewesen war. Die Wendung war wirklich alles andere als akzeptabel. Am Liebsten hätte ich das Buch gegen die Wand gehauen..
Dass ich fast ein Tränchen verdrückt habe, spricht wohl dafür, dass mich das Buch dennoch irgendwo berührt hat. Oder vielleicht war ich einfach traurig darüber, dass das Ende nicht zu meiner Vorstellung passte.

Alles in Allem war das Buch für mich ein schwacher Abschluss einer grandiosen Buchidee.
Die Aufklärung der Fraktionen hat mir nicht gefallen, kam mir vor wie eine schnell herbei gezogene Schlussfolgerung, damit alle „ja und Ahmen“ sagen. Es zerbrach die Einzigartigkeit der in Fraktionen lebenden Stadt Chicago.. und es zerbrach meine Liebe zu dieser Geschichte. *seufz*