Rezension

Skurril, wahrhaftig, tieftraurig, urkomisch, lesenswert

Marianengraben - Jasmin Schreiber

Marianengraben
von Jasmin Schreiber

Bewertet mit 5 Sternen

Paula kann den Tod ihres kleinen Bruders Tim nicht verarbeiten. Zu innig war ihre Verbindung und ihr wissbegieriger kleiner Bruder fehlt Paula an jedem Tag. Seit Tims Tod steht Paulas Leben still, bis sie eines Tages den etwas schrulligen und eigensinnigen Helmut trifft. Helmut ist ein alter Herr, der in seinen Leben einige Rückschläge verkraften musste. Als Helmut sich auf die Reise zu Orten seiner Vergangenheit macht, weil er noch etwas zu regeln hat, bevor es für ihn zu spät ist, fährt Paula kurzentschlossen mit. Eine ungewöhnliche Reise beginnt, auf der Paula erkennt, dass sie sich ihrer Trauer stellen muss.

Jasmin Schreiber schafft es in ihrem Roman „Marianengraben“ dem Thema der Trauer Raum zu geben und dabei gleichzeitig ihre Leser:innen zum Lachen zu bringen. Die Situationskomik mancher Szenen entwickelt sich ohne bewusst darauf aus zu sein, einen Lacher zu erzielen. Die Geschichte schwankt zwischen Tragik und hoffnungsreicher Fröhlichkeit.

Es ist eine Gratwanderung, die die Autorin mit viel Feingefühl und Empathie für ihre Figuren meistert. Auch den eigensinnigen Misanthrop Helmut habe ich im Laufe der Erzählung liebgewonnen. Erst nach und nach erfährt man seine Lebensgeschichte und versteht umso mehr sein schrulliges Verhalten. Es ist wunderbar mit jeder Seite zu erleben, wie die zwei sich gegenseitig aus ihrer Lethargie holen. Besonders die grundehrlichen Gespräche über das Leben, das Schicksal oder wie immer man es nennen will, schaffen eine besondere Atmosphäre.

„Marianengraben“ erzählt eine außergewöhnliche Geschichte. Es ist ein gemächlicher Roadtrip, der vom Verlust, aber auch von der Kunst, das Leben so zu nehmen wie es kommt, erzählt.