Rezension

Sogar der Verstand erblasst

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst -

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
von Akwaeke Emezi

Inhalt:

Nach dem Tod ihres Ehemanns vor fünf Jahren wagt sich die junge New Yorker Künstlerin Feyi zum ersten Mal wieder an die Männerwelt heran. Über Umwege lernt sie Nasir kennen. Der Freund eines Freundes lädt sie in das Haus seines Vaters auf einer karibischen Insel ein. Bei diesem Vater handelt es sich um keinen Geringeren als den berühmten und schwerreichen Gourmetkoch Alim Blake, ehemaliger Juror einer Fernsehkochshow und mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Auf der Insel erhält Feyi Dank der Familie Blake die einmalige Gelegenheit ihre aus Blut gemalten Kunstwerke in einer Ausstellung zu präsentieren und kostenlos zu urlauben. Nasir erhofft sich, dass das Verhältnis von ihm und Feyi sich auf der Insel von einer Freundschaft hin zu etwas Tieferem entwickeln wird. Doch während sie selbst anfangs nicht abgeneigt scheint, streben ihre Gefühle schon bald in eine ganz andere Richtung.

Meine Meinung:

Ich habe lange geplant dieses Buch zu lesen, habe ursprünglich bereits mit der englischen Originalausgabe geliebäugelt und mich dann umso mehr auf die deutschsprachige Übersetzung gefreut. Leider wurde ich in meinen Erwartungen enttäuscht. Das Buch erinnert mich sowohl sprachlich als auch auf Handlungsebene an einen schlechten Romance Roman. Der Protagonistin scheint alles in den Schoß zu fallen. Sie ist wunderschön. (Die Nebencharaktere selbstverständlich auch.) Alle Männer, die sie sehen, verzehren sich nach ihr. Sie hat eine hochdramatische tragische Vergangenheit. (Die Nebencharaktere selbstverständlich auch.) Man gibt ihr scheinbar ohne irgendeine Anstrengung ihrerseits einen prominenten Platz in einer Ausstellung, wo alle ausnahmslos von ihren Werken begeistert sind. Ich kann an dieser Stelle keine weiteren Beispiele anbringen, um die Geschichte nicht zu spoilern. Das Buch beabsichtigt, aufzuzeigen, wie Feyi mit ihrem Trauma aus der Vergangenheit ringt, wie sie es aufarbeitet, kämpft, sich zurück ins Leben stürzt und sich für eine neue Liebe öffnet. Leider geschieht diese Auseinandersetzung meiner Meinung nach eher oberflächlich, fast schon plakativ und unglaubwürdig. Dazu kommt der Schreibstil, den ich an vielen Stellen als poetisch und sehr interessant wahrgenommen habe, der aber ähnlich oft auch, äquivalent zum Inhalt, in Schwülstigkeit und Übertreibung abdriftet. Das alles wirkt so pathetisch und unecht. Ich möchte an dieser Stelle sehr stark betonen, dass ich weder Feyis Handlungen noch ihre Gefühle im Buch verurteilen will. Die Art und Weise, wie diese dargestellt werden, gefällt mir einfach nicht. Der Text schafft es nicht, mir begreiflich zu machen, warum die Geschichte so passiert, wie sie passiert, und vor welchem Hintergrund die Protagonist*innen über einen so kurzen Zeitraum derartige Entscheidungen treffen. Das Ende der Geschichte schlägt dabei der Krone den letzten Zacken aus. Kitsch, etwas anderes fällt mir dazu nicht ein. Der Text tätigt auf der Metaebene aber auch einige Aussagen, die mir gefallen haben. Beispielsweise wenn es um das Verhältnis von Feyi und Nasir geht. Da wird viel Gutes und Richtiges gesagt. Außerdem finde ich den Schauplatz einer karibischen Insel sehr stimmungsvoll und interessant, definitiv ein großartiger Rahmenschauplatz für eine solche Geschichte.

Fazit:

Schade! Ich hätte dieses Buch so so gerne gemocht. Der Titel hat mich anfangs enorm angesprochen. Rückblickend muss ich aber sagen, dass in "Du bist so schön, sogar der Tod erblasst" viel von dem steckt, was mir tatsächlich nicht gefallen hat. Am Ende können Feyis Schönheit, die Schönheit der Insel und aller anderen Personen - all die Dinge, die so häufig betont werden - nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte selbst zu oberflächlich bleibt.