Rezension

Solche Eltern braucht niemand

Je tiefer das Wasser - Katya Apekina

Je tiefer das Wasser
von Katya Apekina

Bewertet mit 4 Sternen

Katya Apekinas Erstlingsroman “Je tiefer das Wasser“ ist eine Familiengeschichte der etwas anderen Art. Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Edie, 16 und Mae, 14, die bei der Mutter Marianne in Louisiana aufgewachsen sind, nachdem der Vater, der Schriftsteller Dennis Lomack, die Familie vor vielen Jahren verlassen hat. Im Jahr 1997 unternimmt die Mutter mit ihrer langen Geschichte psychischer Störungen einen Selbstmordversuch und wird in die Psychiatrie eingewiesen. Vater Dennis holt die Töchter zu sich nach New York. Die Situation ist für alle Beteiligten schwierig, und die Schwestern gehen sehr unterschiedlich damit um. Während Edie den Vater hasst und zur Mutter zurück will, sieht Mae eine Möglichkeit, sich endlich aus dem Klammergriff der kranken Mutter zu befreien und ein Leben in Freiheit zu führen. Sie entwickelt in der Folge eine obsessive Liebe zu ihrem Vater, dessen Muse sie wird, um den Schreibprozess für sein nächstes Buch zu unterstützen. Da kommt es zu ziemlich kranken Psychospielchen mit einer Vierzehnjährigen. Dennis Lomack hat schon immer das Leben aller Menschen, die ihm nahestehen, egoistisch und rücksichtslos in seinen Büchern ausgeschlachtet und zwar so offensichtlich, dass sich die Betroffenen in seinen Geschichten wiederfanden. Peinlich wird das natürlich, wenn alle Welt Marianne in expliziten Sexszenen wiedererkennt. Da fragt sich der Leser, inwieweit Dennis zum desolaten Zustand seiner labilen Frau beigetragen hat. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass er seine Familie zerstört und seinen Freunden großen Schaden zugefügt hat.

Erzählt wird die Geschichte der ungesunden familiären Beziehungen in zahlreichen kurzen Kapiteln mit ständig wechselnder Perspektive, wobei die Erzählung bis ins Jahr 1968 zurückgeht, als Dennis mit seinen Freunden als Freedom Fighter in der Bürgerrechtsbewegung aktiv war, und auch die Situation im Jahr 2012 erfasst. Der Roman ist thematisch interessant, sprachlich vorzüglich, aber insgesamt erschreckend düster.