Rezension

solider Kriminalroman mit gewöhnungsbedürftigen Dialogen und einigen Längen

Die Knochenleser -

Die Knochenleser
von Jacob Ross

Bewertet mit 3 Sternen

Jacob Ross – Die Knochenleser

 

Praktisch von der Straße aus wird Michael Digson zum Polizeidienst von seinem Chef Chilman rekrutiert, entweder nimmt er den Job an oder Chilman will ihn mit einer Straftat in Verbindung bringen. Nur widerwillig nimmt er diesen Job an und macht das Beste daraus, indem er sich in England zum Forensiker ausbilden lässt. Seit Jahren beschäftigt Chilman der Fall des verschwundenen Nathan, genauso wie Digson, den alle Digger nennen, der Tod seiner Mutter beschäftigt. Ermittlungen werden aufgenommen, Chilman geht in Rente und eine neue Kollegin, Miss Stanislaus, unterstützt das Team.

Werden sie die Täter finden?

 

Ich habe noch kein Buch des Autoren gelesen, die Leseprobe hatte mir gut gefallen.

Der Erzählstil ist gut, die Dialoge allerdings gewohnungsbedürftig. Durch das Fehlen von diversen Buchstaben in Wörtern soll hier wohl ein Art Dialekt oder Aussprache dargestellt werden, leider irritierte mich das beim Lesen extrem. Hatte ich das zuvor noch als charmant beschrieben, war ich ab der Mitte des Buches fast bereit, einen Rotschrift auszupacken.

Die Dialoge wurden immer anstrengender zu lesen, nicht nur wegen der fehlenden Buchstaben, sondern auch wegen der ständigen Ansprache "Missa Digger" und "Miss Stanislaus". Die Charakere gingen sehr distanziert miteinander um, deswegen konnte ich keine Nähe aufbauen.

Digger hat eigentlich überhaupt keine Lust auf den Job, nimmt ihn aus Geldnöten und zur Umgehung einer Straftat an, bildet sich weiter, wird ein Genie auf seinem Gebiet.

Das er dabei mit vielen Kollegen aneckt ist zu erwarten gewesen.

Chilman war mir keineswegs sympathisch. Obwohl er gute Vorsätze hat, bricht er dazu am laufenden Band die Regeln, biegt sich die Rechtsprechung so zurecht, wie er es gerade braucht.

Auch die ständigen Privatgespräche haben leider nicht zur Spannung beigetragen, den eigentlichen Kriminalfall eher in den Hintergrund gedrückt.

 

Der eigentliche Fall ist spannend, wird aber durch viele Details abgelenkt. Ich hätte gern vorher gewusst, dass es in dem Buch ACHTUNG SPOILER um Missbrauch von Kindern und Frauen geht SPOILER ENDE, dann hätte ich wahrscheinlich nicht zum Buch gegriffen.

Mir gefällt nicht, wie an die Thematik rangegangen wurde, wie selbstverständlich hier Grenzen unterwandert werden, auch wenn es ein anderer Kulturkreis ist, wo kann sowas bitte schön legal sein?

 

Schauplätze waren gut und bildhaft beschrieben, ich habe einen guten Einblick in diverse Glaubensgrundsätze bekommen.

 

Insgesamt war das Buch gut, hat meine Erwartungen aber nicht erfüllen können. Ich habe mehr aus dem forensischen Bereich erwartet, was der Titel ja durchaus vermuten lässt. Das kam mir deutlich zu kurz.

Zu großen Teilen war das Buch spannend, dennoch gab es auch langatmige, zähe Passagen, in denen ich das Buch zur Seite legen wollte.

 

Das dezente Cover hat mich angesprochen.

 

Fazit: solider Kriminalroman mit gewöhnungsbedürftigen Dialogen und einigen Längen. 3 Sterne.