Rezension

Andere Länder, andere Sitten

Die Knochenleser -

Die Knochenleser
von Jacob Ross

Bewertet mit 3 Sternen

Andere Länder, andere Sitten: Die Personaldecke der Polizei von Camaho, einer karibischen Insel in der Nähe von Trinidad, ist dünn. Es fehlen Polizisten. Der trinkfeste DC Chilman hat seine eigene Methode, um neue Mitarbeiter zu akquirieren. Man kennt sich auf der Insel, also geht er einfach auf die Straße und sucht sich einfach so seine neue Truppe zusammen. Seine Wahl fällt unter anderem auf „Digger“ Digson, dessen Mutter vor vielen Jahren bei einer Demonstration unter ungeklärten Umständen verschwunden ist. Digger ist ein uneheliches Kind, der Sohn des Polizeipräsidenten, hat aber keinen Kontakt zu ihm. Chilman glaubt, dass er besondere Fähigkeiten hat. Zum einen kann er einmal gehörte Stimmen der Person zuordnen, zum anderen vermutet er einen Knochenleser in ihm. Und er hat eine Geschichte. Weiß, dass Digger von dem Verschwinden seiner Mutter umgetrieben wird und bietet ihm so auch die Chance herauszufinden, was mit ihr passiert ist. Der andere Aktivposten ist Chilmans schräge Tochter, Miss Stanislaus, die er Digger aufs Auge drückt, alle anderen Teammitglieder bleiben relativ blass.

Diggers Fähigkeiten als Knochenleser können nur bedingt überzeugen. Da ist der Krimileser aus diversen Forensik-Krimis wesentlich Besseres gewohnt. Und wenn der Handlungsort in der Karibik liegt, erwartet man doch auch die entsprechenden Landschaftsbeschreibungen, oder? Auch hier Fehlanzeige. Leider. Thematisch innovativ? Eine Gesellschaft, in der die Männer sich nehmen, wonach ihnen ist, die Frauen kaum in der Lage sind, sich dagegen zu wehren. Das Einzige, was ihnen bleibt, ist die Gemeinschaft untereinander, aus der heraus sie dann agieren, wenn der Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Nun ja…wenig Neues unter der karibischen Sonne.

Der absolute Schwachpunkt des Buches ist allerdings die wenig gelungene Übersetzung, weshalb ich mir auch das Original angeschaut habe. Das Patois funktioniert im Englischen sehr gut, aber bei der Übersetzung ins Deutsche, die sich überwiegend darauf beschränkt, lediglich den letzten Buchstaben der Worte wegzulassen, wirkt das nur gewollt, aber nicht gekonnt.

2017 wurde der Krimi mit dem Jhalak Prize for Book of the Year by a Writer of Colour ausgezeichnet und ist der Auftaktband einer Trilogie. Allerdings werde ich sie nicht weiterverfolgen.