Rezension

spannende Jagd nach Antworten, jedoch etwas zäher als Band 1

Fragmente - Dan Wells

Partials - Fragmente
von Dan Wells

Zitat:
„Das ist das Problem, dachte sie. Wir glauben immer noch, es gebe verschiedene Seiten. Das darf nicht sein, so geht es nicht weiter.“
(S. 220)

„Eins kommt zum anderen. Autos, die nicht mehr fahren. Flugzeuge, die nie wieder fliegen. Computersysteme, die wir kaum noch benutzen können, von der Konstruktion ganz zu schweigen. Es ist … als bewegten wir uns rückwärts in der Zeit. Wir sind wie Steinzeitarchäologen in den Ruinen der Zukunft.“
(S. 330)

Inhalt:
Kira bricht nach Manhatten auf. Auf der Suche nach Antworten, der Erklärung für ihre Verbindung zu den ParaGen, die auf dem gefundenen Foto offensichtlich wurde.
Ihre Suche führt zunächst ins ansässige ParaGen-Gebäude. Dort macht sie eine Entdeckung: Jemand ist ihr zuvorgekommen, hat die Computer mitgenommen, mit all den Daten, die für sie so interessant sein könnten. Wer Computer benutzen will, braucht Generatoren oder Sonnenkollektoren – was Kira auf eine heiße Spur führt.
Doch in Manhatten lauern noch andere, vielleicht sogar größere Gefahren als die Partials. Aber Kiras Antworten könnten Leben retten – auf der Seite der Menschen UND der Partials. Und um sie zu finden, muss Kira ein neues Bündnis schließen.

Meinung:
Ich war wahnsinnig begeistert von „Aufbruch“, dem ersten Band der Partials-Trilogie. So musste ich die Fortsetzung natürlich sofort nach Erhalt beginnen. Der Einstieg war jedoch recht ruhig, weit weniger fesselnd, als es noch bei Band 1 der Fall war.

Auf den ersten Seiten wurde ich mit einem so anderen Todesritual konfrontiert, was die nahezu „menschliche“ Seite der Partials zeigte. Aus Samms Perspektive wurde ich Zeuge von Colonel Cornwells Tod – sein Verfallsdatum war abgelaufen.
Erst danach wechselte die Perspektive zu Kira, die ihre besonderen Eigenschaften dem Leser kurz vor Augen führt. Wochenlang war sie unterwegs gewesen, um zur Zweigstelle von ParaGen zu gelangen und mehr über sich herauszufinden, doch bis auf wenige Kleinigkeiten spürte sie nichts auf – lediglich die Tatsache, das vermeintlich wichtige Büros geplündert worden waren. Doch von wem? Und warum?

Die aktuellen Entwicklungen in East Meadow werden aus Marcus‘ Perspektive geschildert, der auch die politischen Ereignisse aus Band 1 immer wieder kurz erläutert und ins Gedächtnis ruft.
Ein neuer Rat wurde bestimmt – aus alten und neuen Personen, sogar Mitgliedern der Stimme. Die Verhandlung der Ex-Ratsinhaber hat Konsequenzen, als einer von ihnen erschossen wird. All das überschattet die schon so düsteren Zukunftsaussichten der Gemeinschaft. Denn auch nach zwei Monaten ist es nicht gelungen, das Heilmittel erfolgreich zu synthetisieren und die Neugeborenen zu retten. Außer der kleinen Arwen, die von Kira das Heilmittel erhalten hat, starben erneut alle Säuglinge. Ein Angriff, um Partials „einzusammeln“, scheint unausweichlich – und dann taucht wie aus dem Nichts eine Partial auf: Heron, die mit demselben Foto nach Nandita und Kira sucht, das auch Kira zu ParaGen führte. Denn beide sind wichtig für die Partials-Ärztin Dr. Morgan.

Diese Fortsetzung lebt von Lauern, Verstecken und Reisen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Der Autor hat auf die aus Band 1 bekannten Informationen aufgebaut und denen weitere Fallstricke im Hinblick auf das von allen sehnsüchtig erwartete Heilmittel hinzugefügt. Menschen wie Partials kämpfen ums Überleben – und es gibt auf beiden Seiten Fraktionen die in dieser Situation zu Gewalt greifen und solche, die eine friedliche Lösung herbeisehnen.
Zug um Zug erhält der Leser gemeinsam mit Kira einen Einblick in die Intrigen und das gegenseitige Misstrauen, dass die „Erfinder“ der Partials antrieb. Neben der Ursache für das ganze Problem, das stets thematisiert wird, als in Aufzeichnungen das „Ende der Welt“ thematisiert wurde. Diesen gesellschaftskritischen Ansatz des Buches fand ich sehr gelungen und in die Geschichte integriert. Beim medizinischen Teil war ich mir nicht 100%ig sicher, ob ich nur den Hintergründen nicht ganz folgen konnte oder kleinere Logiklücken entdeckt habe. Nichtsdestotrotz konnte ich die „Tatsache“ als gegeben hinnehmen, ohne sonderlich viel darüber zu grübeln. Die neue Welt wurde von Dan Wells ebenfalls perfekt weitergesponnen und auf meiner Reise mit Kira konnte ich nahezu Einblicke in gleich mehrere Welten erhaschen, was mich begeistern konnte.

Wie bereits erwähnt, war der Einstieg durch die Wiederholungen zwar nicht schwer, jedoch riss er mich weniger mit als sein Vorgänger. Auch während dem Lesen selbst gab es doch einige zähe Episoden, die den Lesefluss immer wieder anstauten, ehe mich Dan Wells wieder zu einer mitreißenden Stelle trug und ins Buch bannte. So glich „Fragmente“ einem andauernden Auf und Ab, das aber dennoch stetig in der Gesamtspannung anstieg. Für mein Durchhaltevermögen in den ruhigeren Teilen wurde ich mit neuen Entwicklungen, Entdeckungen, Verstrickungen und schockierenden Erkenntnissen belohnt. Das Ende selbst ist eher ein Bindestrich als ein Punkt – ich bin vorerst zufrieden, kann es dennoch kaum erwarten, wie die Welt der Menschen und Partials enden wird.

Urteil:
Im Vergleich zu seinem Vorgänger wartet „Fragmente“ mit ein paar Längen auf, die es zu überwinden gilt. Wer dem Lesefluss jedoch erliegt, wird auf einer spannenden Jagd nach Antworten mit neuen Erkenntnissen und zahlreichen Wendungen belohnt. Von mir gibt es 4 Bücher für den zweiten Teil der „Partials“-Reihe.

Wer Band 1 mochte, wird auch mit der Fortsetzung zufrieden sein. Wem aber die wissenschaftlicheren Episoden aus Band 1 schon etwas zu zäh waren, der sollte seine Hoffnungen auf Besserung im zweiten Teil etwas zurückschrauben.

Die Serie:
1. Partials 1 – Aufbruch
2. Partials 2 – Fragmente
3. Originaltitel: Ruins

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