Rezension

Spannender Auftakt einer Serie zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein. -

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein.
von Hanna Caspian

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein“ ist das erste Buch der Spiegel-Bestsellerautorin Hanna Caspian, das ich gelesen habe (und es wird nicht das letzte bleiben).

Es handelt sich hier um den Auftakt einer neuen Reihe, die im August 1906 beginnt:

Aufgrund der Willkür eines Fürsts erhält die junge Adelheid überraschend eine Stelle als Stubenmädchen. Als Tochter eines Tagelöhners, dessen Familie Hunger und Armut nur zu vertraut ist, setzt sie nun alles daran, trotz unbekannter Aufgaben, Schlafmangel und der Missgunst in der Beförderung übergangener Hausmädchen in ihrem neuen Alltag zu brillieren. Doch der Beginn der Eulenburg-Affäre bedroht die soziale Stellung der arbeitsgebenden Fürstenfamilie.

Neben Adelheid wird auch aus den Perspektiven von Viktor, einem Diener mit verheerendem Familiengeheimnis, Hedda, einem weltgewandten Stubenmädchen mit großem Traum, und Constanze, der Gouvernante der drei Fürstentöchter, erzählt. Sie alle unterscheiden sich aufgrund ihrer familiären und sozialen Prägung in ihren Ansichten.

Nicht zuletzt dank des schönen, eingängliches Schreibstils gelingt es der Autorin die Vielzahl der Figuren zu koordinieren, ohne dass sich Handlungsstränge unverständlich ineinander verwirren. Der historische Hintergrund ist vorbildlich recherchiert, sowohl was geistesgeschichtliche Aspekte angeht wie auch das Alltägliche aus dem Leben von Arm und Reich.

Besonders gut gefallen haben mir die Spannungen unter den Dienstboten: die strikte Hierarchie fördert Konflikte, Eifersucht und Konkurrenz in der ohnehin aufgrund mangelnder Rechte vulnerablen Gruppe. Und wo es an gesetzlichen Wegen zur Lösung von Problemen fehlt, müssen Figuren kreativ werden.

Alles in allem kann ich den Roman an alle empfehlen, die eine Reihe suchen, in der das Leben von Dienstboten nicht romantisiert und ihr Verhältnis zu den Arbeitsgebern nicht verklärt ist.