Rezension

Upstairs, Downstairs auf Schloss Liebenberg ...

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein. -

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein.
von Hanna Caspian

Bewertet mit 4 Sternen

„Man darf auch mal Glück haben im Leben!“ wird sich die junge Adelheid gedacht haben, als sie eine Stelle im Schloss Liebenberg angeboten bekommt. Und das nicht etwa ganz unten in der Hierarchie, sondern gleich als gemachtes Stubenmädchen. Das ruft natürlich Neider auf den Plan und so muss sie schnell lernen, was Missgunst und Hinterhältigkeit bedeuten. Manchmal nah daran aufzugeben, denkt sie jedoch stets vernünftig, denn ohne ihren Lohn sähe es schlecht aus für den Rest ihrer Familie, deren Oberhaupt sich einen kargen Lohn als Tagelöhner verdient. Doch es ist bei Weitem nicht alles Gold was glänzt und so wird sie bald von den eigenen Reihen in eine Falle gelockt, der sie zwar nicht direkt ihren Platz im Hause Liebenberg kostet, wohl aber ihr schöne Stelle als Stubenmädchen. Degradiert zum Hausmädchen muss sich sie von nun an eine Kammer mit Heddie teilen, mit der sie bald aus der Not heraus eine zarte Freundschaft verbindet …

Auch bei den Herrschaften geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu. So lernt Adelheid schnell, dass die Ehe zwischen dem Fürsten und seiner Gattin alles andere als harmonisch ist. Und der Streit zwischen ihm und dem Journalisten Maximilian ernster zu sein scheint als zu Anfang vermutet. Adelheids Weltbild kommt bald gefährlich ins Wanken …

Sehr anschaulich und vermutlich auch sehr nah an der Realität, lässt uns die Autorin Hanna Caspian, vielen sicher bekannt durch ihre wunderbare Gut Greifenau Reihe, die Welt diesmal durch Dienstbotenaugen betrachten. Sie scheut sich nicht die Wahrheit aufzudecken und erzählt unverblümt von den harten Arbeitsbedingungen, die damals beim Personal herrschten. Von den langen Tagen, der schweren körperlichen Arbeit und der oft geringen Entlohnung der sogenannten „Guten Geister“, die man von Seiten der Herrschaft weder sehen noch hören wollte. Und so ganz nebenbei dürfen wir auch Zeugen werden bei Entwicklung der sogenannten Eulenburg Affäre, bei der der Fürst ganz offiziell und öffentlich der Homosexualität beschuldigt wurde.

Der Roman „Hinter dem hellen Schein“ ist der gelungene Auftakt zu einer spannenden Trilogie. Meiner Meinung nach hatte er ein klein wenig zu viele Wiederholungen, zum Beispiel die von dem Diener, der aufgrund seines Alkoholproblems immer wieder vergisst, die Post zu den Herrschaften zu bringen und ähnliche kleine Begebenheiten. Alles in allem ist die Story aber rund und harmonisch und macht Lust auf mehr. Ich vergebe vier von fünf möglichen Sternen und freue mich schon auf Band zwei, der wohl schon im Februar 2023 erscheinen wird.