Rezension

Temporeich, spannend & liebenswert ...

Witch Hunter - Virginia Boecker

Witch Hunter
von Virginia Boecker

Bewertet mit 4 Sternen

Elizabeth ist ein dünnes, kleines, blondes Mädchen, was man ganz gern übersieht, die das Talent hat, in der Menge zu verschwinden, aber man sollte sie nie unterschätzen. Diese heranwachsende Frau ist nämlich einer der besten Hexenjäger im ganzen Land, schnell, kompromisslos und tödlich. Aber auch sie hat Probleme, in einer Männerwelt ist sie oft auf sich allein gestellt und trotzdem machtlos, ihr bester Freund sieht sie nicht mit denselben Augen, wie sie ihn und ihr Schicksal steht auf Messers Schneide. Um sich selber zu schützen, begeht sie einen Fehler und wird mit Kräutern erwischt und steht so unter Anklage, selbst eine Hexe zu sein. Ihr Leben scheint besiegelt, im Kerker wartet sie auf ihre Hinrichtung und hofft doch so sehr, dass ihr bester Freund Caleb, oder ihr Mentor Blackwell sie noch retten können, aber keiner erscheint. Bis auf die letzte Sekunde, der mächtigste Magier des Landes kommt und sie rettet. Was soll Elizabeth tun? Wer ist hier Freund, wer Feind? Wem gehört ihre Loyalität? Wem kann sie vertrauen? Elizabeth steckt in der Zwickmühle zwischen ihren alten Leben und neuen Erkenntnissen, wird sie den richtigen Weg finden?

Ich muss ja ganz ehrlich sagen, dieses Buchcover und der Inhalt haben mich zu dieser Geschichte regelrecht verführt. Was für ein schickes Buch und dann auch noch Hexen, ich bin ja ein Fan von Hexengeschichten oder Zauberern, allerdings war mir mit dem Inhalt nicht ganz klar, dass die Autorin uns auch ins Mittelalter schickt. Ich weiß auch nicht warum, aber ich dachte, eine neue Welt und dort gibt es die bösen modernen Jäger, das war mein erster Stolperstein. Also befinden wir uns im 16. Jahrhundert und der Inquisitor befreit die Bevölkerung von den bösen Mächten der Magie. Es ist nicht wirklich ein originelles Setting und auch kein Neues, denn jeder wird es schon von irgendwoher kennen und so ist die Geschichte auch recht vorher sehbar. Aber und jetzt kommt es, hat es mein Lesevergnügen nicht wirklich getrübt.

Wir lernen natürlich Elizabeth direkt kennen, immerhin ist sie die Hauptfigur und die Erzählerin und ich tat mich zuerst schwer mit ihr. Sie ist also die knallharte Jägerin und hat verdammt viel Spaß an ihren Job, und zwar so viel teuflischen Spaß, dass sie ständig dumme Sprüche macht und kichert. Das fand ich zu Anfang erheblich unsympathisch und ich konnte es nicht nachvollziehen. Sie lebt in einer Welt, die ihre Eltern genommen hat, muss sich in der Männerwelt der Jäger behaupten, hat einen strengen Vorgesetzten und gerät in eine Situation, die kein Mädchen ihn ihren Leben erleben möchte, und kichert ständig und ist albern. Ich konnte das überhaupt nicht nachvollziehen, fand das überhaupt nicht stimmig und dachte nur, wenn das so bleibt, schmeiße ich sie selber in den Kerker. Aber dann beginnt ihre Entwicklung und mit jedem Kapitel, was sie weiter von ihrem Ursprung brachte, machte sie für mich sympathischer. Sie wird ruhiger, besinnt sich auf wesentliche Dinge, hinterfragt endlich ihre Taten und verliebt sich. Dieses Mädchen fand ich klasse, natürlich durfte sie da auch ein Schwert schwingen und die Zähne zeigen, aber es hatte ehrliche Tiefe und Kraft.

Überhaupt war die Truppe aus Magiern, Heiler, Piraten, Schülern und Reformisten wunderbar gestaltet. Jede Figur hatte seine Berechtigung in der Geschichte und seinen Platz bestens ausgefüllt. So kam richtig Abwechslung in die Geschichte auf und es folgten lustige, spannende, romantische und actionreiche Szenen. Dieses Buch lässt sich wunderbar schnell lesen, es lässt einen nicht los, und wenn man Elizabeth in sein Herz geschlossen hat, kann man eh nicht aufhören. Der Schluss lässt natürlich erahnen, dass es hier noch nicht zu Ende ist, aber es gibt auch keinen übergroßen Cliffhänger, was meinem Herzen auch mal gut tut.

Witch Hunter ist also ein Jugendbuch, was uns in historische Zeiten versetzt, ohne wirklich viele Elemente von diesem Jahrhundert zu haben, es hätte auch in einer fernen dystopischen Zukunft spielen können. Was einem aber bei der Geschichte auffällt, ist auf jeden Fall, dass die Autorin Virginia Boecker viel Spaß beim Schreiben hatte und das merkt man hier sehr. Sie lässt ihre Hauptfigur nie zur Ruhe kommen, schupst sie von einer brenzlichen Situation zur Nächsten und schafft dadurch Tempo. Ihre Figuren sind alle mit viel Liebe gezeichnet, und auch wenn der große WOW Effekt fehlte, mag ich mehr davon lesen.